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Wir lesen „Ich denk, ich denk zu viel“ von Nina Kunz. Plus: 100 Freiexemplare.
von Marlene Sørensen - 01.04.2021
Es klingt sofort übertrieben, einen Autor bzw. eine Autorin zur Stimme einer Zeit zu erklären. In ihrem Vorwort schreibt Nina Kunz, dass ihr Buch nicht mehr als eine Einladung sei, in ihre Gedankenwelt einzutreten. „Eine Einladung, sich vielleicht in einem der Texte wiederzufinden oder natürlich auch mir kopfschüttelnd zu widersprechen.“ Doch genau diese Haltung macht „Ich denk, ich denk zu viel“ so treffend für diesen Moment: In einer Zeit, in der so selten zugehört und so oft gebrüllt wird, schafft Nina Kunz mit ihren Texten einen Ort des Innehaltens.
Für ihre reflektierte Art, über die Gegenwart nachzudenken, wurde Kunz, 1993 in Zürich geboren, zuerst in der Schweizer Tageszeitungs-Wochenendbeilage „Das Magazin“ bekannt. Dort ist sie seit 2017 Redakteurin und Kolumnistin. Gleich im Jahr 2018 und dann noch einmal 2020 wurde sie als Kolumnistin des Jahres ausgezeichnet (Online-Voting der Fachzeitschrift „Schweizer Journalist“).
Zur Begründung hieß es unter anderem: „Lässt schwierige Themen nicht aus.“ Das ist nüchtern ausgedrückt, dass sie sich mit den Herausforderungen des modernen Lebens beschäftigt. Wie soll man sich als Frau je selbst gefallen, wenn einem bereits als Teenager ständig suggeriert wird, dass der eigene Körper vor allem anderen gefallen soll? Was macht es mit einem, wenn man sein Smartphone 2.000 Mal am Tag berührt? Woher kommt die Erwartung, konstant glücklich sein zu müssen?
Kunz gibt diese Fragen sozusagen an andere Denker weiter: Sie zieht etwa Jean-Paul Sartre, Chimamanda Ngozi Adichie oder Karl Marx zurate, aber auch Benjamin von Stuckrad-Barre, Elizabeth Day und Falco. Deren Aussagen sind die Sprungbretter, von denen Kunz zu ihren eigenen Erkenntnissen abhebt. Mal auf einer Seite, mal in längeren Stücken, immer präzise und klug, auch in all ihrer Verwunderung und Verzweiflung – über die Klimakrise, Kylie Jenner oder das Patriarchat – nie weniger als hoffnungsvoll. Sie geht mit Leichtigkeit in die Tiefe.
So kam es, dass ich das Buch an einem Tag gelesen habe. Es wäre viel anderes zu tun gewesen, aber ich war einfach so gern in Nina Kunz’ Gesellschaft. „Ich denk, ich denk zu viel“ wirkt wie eine Pausetaste – und dann wie eine Sortiermaschine:

„Man packt seine eigenen Gedanken und Gefühle zu ihren und lässt sich davon einmal schön durchrütteln.“ -

Die drei Themenblöcke des Buches – Selbstzweifel, Sinnkrisen und Sehnsüchte – sind manchmal spezifisch aus der Welt der Millennials, etwa die Strukturlosigkeit nach dem Studium, aber meist generationsübergreifend. Ob es um Butterbrot als Offenbarung oder die Donut-Ökonomie, eine eingegrenzt wachsende Wirtschaft, geht, um Begriffe wie „Arrival Fallacy“ oder „Workism“, ich war immer gespannt, zu welchen Schlüssen Nina Kunz kommt und was auch ich daraus lernen kann. Besonders packend habe ich das Buch allerdings dann empfunden, wenn sie persönlich erzählt. Das Tagebuch über die Suche nach ihrem Vater hat mich zum Beispiel sehr berührt. Sie verheimlicht weder ihre Zweifel an der Welt noch ihre Selbstzweifel und geht dabei mit Umsicht für sich und andere vor. Das ist, genau wie ihr Gefühl für Sprache, eine große Stärke. Und das gibt „Ich denk, ich denk zu viel“ den Sound, den man jetzt hören möchte.
Ihr würdet die Autorin nun gerne treffen? Am 28. April 2021 veranstalten wir ein exklusives Liveevent mit Nina Kunz. Sie wird einen Text aus „Ich denk, ich denk zu viel“ vorlesen, im Anschluss wird Steffi sie interviewen und dann gibt es die Möglichkeit für euch, Fragen zu stellen. Wir freuen uns sehr darauf!
So könnt ihr eins der 100 Freiexemplare gewinnen: Trage hier deine Kontaktdaten ein. Der Verlag lost dann die Gewinner*innen aus und lässt ihnen per Post ein Exemplar zukommen. Viel Glück!

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