Meinen wöchentlichen Einkauf nach den Jahreszeiten auszurichten, gibt mir derzeit ein Gefühl von Normalität. Dazu gehört auch der Bummel über den Wochenmarkt, der, abgesehen vom Sicherheitsabstand, sich immer noch wie früher anfühlt. Von den Verkäuferinnen und Verkäufern an den Ständen gibt`s nach wie vor ein Lächeln und häufig ist wenigstens für einen kurzen Schnack Zeit.
Für die heutige Kolumne habe ich mich also wieder einmal auf dem Wochenmarkt inspirieren lassen, denn dort bekommt man immer als erstes mit, welche Lebensmittel gerade frisch geerntet werden. Dieses Spargel vom Blech-Rezept könnte saisonaler nicht sein. Spargel und Bärlauch haben gerade Hochsaison, können von regionalen Höfen bezogen werden und haben dadurch nur kurze Transportwege hinter sich. Bärlauch kann sogar selbst gepflückt werden, wenn man sich damit auskennt. Die traditionelle Hollandaise habe ich gegen eine leichtere Bärlauch-Hollandaise ausgetauscht, die noch dazu rein pflanzlich ist. So steht dem modernen Spargelessen nichts mehr im Wege.
Natürlich hat meine Bärlauch-Hollandaise rein gar nichts mit der traditionellen Version zu tun. Es ist eher eine Mischung aus Dip und Sauce, die aber prima zum Spargel und vor allem zu den Ofenkartoffeln passt. Die cremige Konsistenz der Hollandaise kann man auf zweierlei Wegen erreichen. Entweder mit einer Avocado oder mit weißen Bohnen.
Ich weiß, Avocados sollte man nur noch in Maßen verzehren, weshalb wir nur noch ganz selten Bio-Avocados bei dem Bioladen unseres Vertrauens kaufen. Dort kommen sie aus Spanien und werden unter fairen Arbeitsbedingungen angebaut. Eine nachhaltigere Alternative zu Avocados sind gekochte, weiße Bohnen, die ebenso gut in der Hollandaise verwendet werden können. Wir haben beide Versionen ausprobiert und fanden beide irre lecker.
Neben dem im Ofen gerösteten Spargel und der Bärlauchsauce sind die Kartoffeln die heimlichen Heldinnen in diesem Rezept. Wenn ich Lust auf so richtig gute Ofenkartoffeln habe, lasse ich die geschnittenen Kartoffelecken für mindestens 15 Minuten in kaltem Wasser schwimmen. Dadurch wird ihnen etwas Stärke entzogen und sie werden später im Ofen richtig schön knusprig.
Die einfache Marinade besteht dann nur noch aus Olivenöl, Gewürzen und etwas Dinkelmehl. Das sorgt für eine aromatische Kruste. Kartoffeln haben in den letzten Jahrzehnten leider einen schlechten Ruf bekommen. Doch die Knollen sind unsere regionalen Superfoods. Sie sind basisch, reich an Vitaminen und Vitalstoffen und unfassbar vielfältig einsetzbar. Wenn sie nicht gerade als Chips oder Pommes auf dem Tisch landen, sind sie absolut keine Dickmacher.
Dass Spargel gesund ist, muss ich wohl keinem mehr erzählen. Die meisten wissen sicher, dass er durch seinen hohen Wasseranteil recht kalorienarm ist. Doch das ist definitiv nicht der einzige Grund, warum er gesund ist. Kalorienarm ist in der ganzheitlichen Ernährungslehre nämlich keinesfalls ein Synonym für Gesundheit. Was den Spargel so wertvoll macht, ist sein hoher Gehalt an Mikronährstoffen. Mehr als 10 Vitamine stecken in den weißen Stangen, u.a. Vitamin B9 (Folsäure), was gerade bei Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch äußerst wichtig ist. Außerdem ist Spargel eine gute Quelle für Vitamin C, E und K sowie Betacarotin, was im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. All diese Vitamine tragen zu einem funktionierenden Organismus bei.
Auch Bärlauch ist ein gesunder Frühlingsbote. Grünes Blattgemüse ist immer eine super Vitalstoffquelle und Bärlauch ist da keine Ausnahme. Erwähnenswert ist vor allem sein hoher Gehalt an Vitamin C und Betacarotin, was beides für ein intaktes Immunsystem benötigt wird. Ebenfalls enthält Bärlauch einen nennenswerten Anteil an pflanzlichem Eisen. Eisen ist u.a. für den Transport von Sauerstoff im Blut verantwortlich, weshalb wir bei Eisenmangel häufig schlapp und müde sind und uns schlechter konzentrieren können. Noch ein Grund mehr, bei Frühjahrsmüdigkeit zu Bärlauch zu greifen.
Die Kombination von Spargel, Bärlauch und Kartoffeln ergibt also ein frühlingshaftes Festessen. Wir haben dieses Gericht nun bereits zweimal gegessen und hätten uns jedes Mal reinlegen können.
Wenn ihr die heutigen Rezepte ausprobiert, dann verlinkt uns gerne auf Instagram. Es bereitet uns große Freude, zu sehen wie die Gerichte in eurer Küche landen.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Eure Lynn
Spargel vom Blech mit Bärlauch-Hollandaise und Ofenkartoffeln
Achtung: Das Rezept könnte für vier Personen etwas den Backofen sprengen. Ich habe es deshalb auf zwei Personen reduziert.
Für den Spargel1 Kilo weißer Spargel1-2 EL Olivenöl (oder Butter, wenn ihr mögt)Meer- oder SteinsalzFür die Kartoffeln1 Kilo Drillinge ((kleine Kartoffeln))2 EL Olivenöl1-2 EL Gewürze nach Wahl (siehe Notizen)Meer- oder Steinsalz1-2 EL DinkelmehlFür die Bärlauch-Hollandaise1 Avocado (alternativ 100 g gekochte, weiße Bohnen)ca. 30-40 g Bärlauch (für eine milde Version, je mehr Bärlauch ihr verwendet, desto schärfer wird die Sauce)ca. 7-10 Blätter frische Minze50 g geröstete Pistazien (oder Nüsse nach Wahl)der Saft ½ Zitrone (mehr nach Geschmack)60-80 ml natives Olivenöl1/2 TL Meer- oder Steinsalz1 kleine, weiche Dattel80-100 ml Wasser
Für den SpargelDen Backofen auf 160 °C Umluft (180 °C Ober- und Unterhitze) vorheizen.Den Spargel schälen und die harten Enden abschneiden. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und ein wenig Olivenöl (oder Butter) auf das Backpapier pinseln. Den Spargel auf das Blech legen und mit etwas Olivenöl beträufeln und salzen. Ein weiteres Blatt Backpapier mit ein wenig Olivenöl oder Butter bestreichen und mit der geölten Seite nach unten auf den Spargel legen. Den Spargel ca. 30-40 Minuten auf mittlerer Schiene garen.Für die KartoffelnDie Kartoffeln gut waschen, vierteln und mindestens 15 Minuten in kaltes Wasser legen. Das Wasser abgießen, die Kartoffeln gut abtupfen und in eine Schüssel zusammen mit den restlichen Zutaten geben. Alles gut vermengen und die Kartoffeln auf zwei Backbleche aufteilen. Die Kartoffeln dann im Ofen ca. 30-40 Minuten knusprig rösten.Für die Bärlauch-HollandaiseMit dem Pürierstab:Den Bärlauch und die Minze fein hacken. Die gerösteten Pistazien ebenfalls sehr fein hacken. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und mit dem Pürierstab fein pürieren. Fangt erst einmal mit 60 ml Olivenöl und 80 ml Wasser an. Lässt es sich schwer pürieren, dann ggf. esslöffelweise Wasser dazugeben. Die Menge an Wasser und Olivenöl müsst ihr ein wenig selbst bestimmen, je nachdem ob ihr eine dickere oder flüssige Konsistenz möchtet und je nachdem wie gut euer Pürierstab es pürieren kann.Mit dem Zerkleinerer/Food Processor:Den Bärlauch einmal mit den Händen durchreißen und dann alle Zutaten in den Zerkleinerer geben und zu einer feinen Sauce pürieren. Fangt erst einmal mit 60 ml Olivenöl und 80 ml Wasser an. Lässt es sich schwer pürieren, dann ggf. esslöffelweise Wasser dazugeben. Die Menge an Wasser und Olivenöl müsst ihr ein wenig selbst bestimmen, je nachdem ob ihr eine dickere oder flüssige Konsistenz möchtet.Die Sauce in beiden Varianten mit Meersalz und ggf. etwas mehr Zitronensaft abschmecken.
Kartoffeln:
Ich nehme für die Kartoffeln eine gekaufte Cajun-Gewürzmischung, Kräuter der Provence oder Sieglindes Erdäpfelgewürz von Sonnentor (keine bezahlte Werbung). Diese hochwertigen Gewürzmischungen erleichtern das Kochen und Würzen enorm. Nehmt ansonsten jeweils z.B. 1 EL Paprikapulver und 1 EL Rosmarin.
Die Mengenangaben bei den Kartoffeln sind grob geschätzt. Wir verdrücken auch gerne mal zu zweit ein Kilo Drillinge. Passt das also an eure Vorlieben an.
Ihr könnt natürlich auch weniger oder mehr Öl nehmen. Das ist nur eine grobe Mengenangabe.
Bärlauch-Hollandaise:
Eine Alternative für die Avocado sind 100 g gekochte, weiße Bohnen aus dem Glas oder der Dose. Mit den 100 g ist das Abtropfgewicht gemeint.
Anstatt Pistazien passen auch Pinienkerne oder Mandeln sehr gut.
Die Minze kann weggelassen werden, sie gibt der Sauce aber noch einmal mehr Aroma.
Für einen stärkeren Bärlauch-Geschmack können auch 60-80 g (oder mehr) Bärlauch verwendet werden.
Spargel:
Der Spargel kann auch in einer Backform gegart werden. Das wäre eine Alternative zum Blech.
Die Menge an Öl (oder Butter) ist nur grob angegeben. Ich habe den Spargel einfach etwas damit beträufelt, bzw. eingerieben. Da müsst ihr einfach ein bisschen nach Gefühl vorgehen. Das Öl auf dem Backpapier dient auch eher zur Beschwerung, damit es nicht im Ofen herumfliegt. Der Spargel sollte definitiv nicht in Öl schwimmen.
Ich habe auch schon einmal etwas Balsamico-Essig über den Ofenspargel geträufelt. Fand ich total lecker. Ich weiß aber nicht, ob ich damit gegen irgendein Spargelgesetz verstoßen habe.
Wir essen den Spargel gerne mit einem gemischten Wildkräutersalat (den seht ihr auf den Bildern). Ich kaufe den vom Demeterstand auf dem Wochenmarkt. Zum Spargel passt aber natürlich jeder gemischte Salat.