Sehr viele von euch haben sich nach unseren Beiträgen im
Juli und
Juni einen weiteren detaillierten Einblick in die Einnahmen und Ausgaben von Frauen in verschiedenen Lebenslagen gewünscht und – tadaaa – hier kommt die nächste Ausgabe unserer Haushaltsbuch-Serie! Mit zwei Frauen aus unserer Abo-Community. Mit dabei ist Julia, der finanzielle Freiheit in der Beziehung aufgrund von schlechten Erfahrungen in ihrer Kindheit sehr wichtig ist, und Marlene, die gut damit leben kann, vom Partner bei ihrem großen Traum unterstützt zu werden ...
Los geht’s!
Julia (41), Sozialpädagogin, lebt zusammen mit ihrem Mann, einem Betriebswirt (44), und ihrer Teenager-Tochter aus erster Ehe in München und weiß aus Erfahrung, wie wichtig Klarheit und Fairness in puncto Geld sind.
Gemeinsame Einnahmen
Nettogehalt insgesamt: 6.550 Euro
Einnahmen Julia
(Geteiltes) Kindergeld: 102 Euro
Zuschuss vom Ex-Partner für Verpflegung der Tochter: 138 Euro
Gemeinsame Ausgaben
Nebenkosten und Hausgeld Eigentumswohnung: 670 Euro
Grunderwerbssteuer: 40 Euro
Hausrat-, Haftpflicht und Rechtsschutzversicherung: 25 Euro
Telefon, Internet, Netflix, Spotify, Zeitschriften-Abo: 75 Euro
Lebensmittel: 800 Euro
Drogerieartikel, Putzmittel, Baumarkt: 100 Euro
Ausgehen, Massage, Sauna, Kino, Essenbestellen: 200–250 Euro
Katzen: 100 Euro
Blumen: 40 Euro
Haushaltshilfe: 100 Euro
Julias Extras
Tilgung Darlehen für Eigentumswohnung: 600 Euro
Klamotten: 100 Euro
Yoga: 80 Euro
Kosmetik: 30 Euro
Zeitschriften, Bücher, Endlich-Ich-Abo: 25 Euro
Handy (für sich und ihre Tochter): 55 Euro
Taschengeld, Nachhilfe, Kleidung Tochter (anteilig): 75 Euro
Sparen Tochter: 75 Euro
Sparen für Urlaub / Anschaffungen: 150 Euro
Sparen Altersvorsorge: 400 Euro
Zusatzkrankenversicherung und Risikolebensversicherung: 70 Euro
Als ich 16 Jahre war, trennte sich mein Vater völlig unerwartet von meiner Mutter. Er tauchte danach für einige Wochen komplett ab, niemand wusste, wo er steckte. Dass er Steuerschulden hatte, kam erst raus, als meiner Mutter das Konto gepfändet wurde. Das war für mich sehr prägend und auch deswegen ist mir finanzielle Unabhängigkeit heute so wichtig.
„Mich beruhigt es, einen Überblick darüber zu haben, wohin mein Geld geht.“ -
Mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit: Ich verdiene als Sozialpädagogin 3.150 Euro netto, er als Betriebswirt 3.400 Euro netto. Wir haben beide aus früheren Beziehungen eine Tochter im Teenageralter. Da seine Tochter seit der Trennung überwiegend bei der Mutter lebt, zahlt er von seinem Geld 600 Euro Kindesunterhalt. Mein Ex-Partner und ich leben mit unserer Tochter ein Wechselmodell: Eine Woche ist sie bei ihm, eine bei mir. Seit einem Jahr ist sie aber immer zwei Wochen bei mir und eine bei ihrem Papa, weil es sie gerade mehr hierher zieht. Wir haben uns bei der Trennung darauf verständigt, dass wir solche Entwicklungen mitgehen. Aber wir schauen immer, dass es einen Ausgleich gibt: Wir teilen uns das Kindergeld und ich kriege von ihrem Papa noch ein bisschen was extra, weil ich anteilig mehr Ausgaben habe, wenn sie mehr bei mir ist. Aber das kann in ein paar Wochen auch andersherum sein. Darum verzichten wir auf gegenseitigen Unterhalt. Das wäre natürlich etwas anderes, wenn einer von uns es sich finanziell nicht leisten könnte.

Vor viereinhalb Jahren habe ich recht spontan mit meinem heutigen Mann eine Wohnung gekauft. Damals war er noch mein Freund und wir wollten zusammenziehen. Für uns war klar: Unsere Töchter sollten beide ein eigenes Zimmer haben und gut zwischen Mama und Papa pendeln können, dadurch waren wir auf zwei Stadtviertel eingegrenzt. Mit unseren Vorstellungen, die noch nicht mal überzogen waren, hätten wir in München eine horrende Miete zahlen müssen. Wir haben uns dann eine einzige Wohnung angeschaut und waren so geflasht, dass wir direkt zugesagt haben. Unsere 100-Quadratmeter-Neubauwohnung hat damals 714.000 Euro gekostet, für Münchner Verhältnisse ein guter Deal! Wir hatten damals 50.000 Euro Eigenkapital und zahlen die ersten zehn Jahre 1.500 Euro monatlich ab, so lange läuft der Kredit. Das mag erstmal relativ wenig klingen, aber wenn Geld übrig bleibt, legen wir es zur Seite und wollen dann bei Ablauf der Zinsbindung eine größere Summe abzahlen. Wie genau wir es bei der Anschlussfinanzierung handhaben, ist noch offen.
Für die Tilgung des Darlehens investiere ich monatlich 600 Euro, mein Mann 900 Euro. Das ist auch im Grundbuch so festgehalten, wer welchen Anteil an der Wohnung hat. Ihm gehören 60 Prozent, mir 40 Prozent. Da wir beide schon eine Scheidung hinter uns haben, ist es uns wichtig, dass bei diesen Dingen Klarheit herrscht und offen darüber gesprochen wird.
Als wir zusammengezogen sind, stand für uns beide fest: Über Staubsaugen und Wäschewaschen wollen wir uns auf keinen Fall streiten! Wir haben dann aufgelistet, was im Haushalt ansteht, und es mit einem Zeitwert hinterlegt: Was machst du gern? Was mache ich gern? So konnten wir fast 95 Prozent der Aufgaben nach Vorlieben verteilen. Und die Sachen, die keiner gern machen wollte, haben wir gerecht aufgeteilt. Aber manches ist einfach zu zeitintensiv dafür, dass wir beide Vollzeit arbeiten und nicht schlecht verdienen. Alle zwei Wochen kommt nun eine Haushaltshilfe, die eine Grundreinigung bei uns macht. Ich finde, wir dürfen uns das jetzt mal leisten. Wir kaufen uns dadurch ein Stück Lebenszeit zurück und das ist uns sehr wertvoll. Dass wir beide unser eigenes Konto haben, ist mir superwichtig, denn ich möchte über mein Geld frei verfügen.
Wir haben aber zusätzlich ein Gemeinschaftskonto, auf das wir beide am Anfang des Monats je 1.150 Euro einzahlen. Davon gehen auch die Nebenkosten und das Hausgeld für die Wohnung ab. Da liegen wir im Moment bei 670 Euro, was sehr viel ist und hoffentlich weniger wird, wenn die Hausverwaltung wechselt, die bisher gar nicht auf die Kosten geschaut hat. Für Lebensmittel geben wir etwa 800 Euro aus, für schöne Dinge wie Ausgehen, Massage, Essenbestellen 200 bis 250 Euro. Und für unsere zwei Katzen 100 Euro, weil wir auch eine Krankenversicherung für sie haben. Denn wir wollten nicht irgendwann vor der Frage stehen: Wollen wir uns die Operation jetzt leisten? Sie sind ja wie Familienmitglieder.
„Tatsächlich habe ich mich erst mit 37 Jahren zum ersten Mal mit dem Thema private Altersvorsorge befasst.“ -
Alles, was übrig war, habe ich vorher für Dinge wie tolle Reisen ausgegeben. Ich habe auch immer den Fehler gemacht, zu denken: Ich spare, was am Monatsende übrig bleibt. Aber da blieb natürlich nie etwas übrig. Jetzt lege ich direkt etwas zur Seite, wenn das Gehalt kommt. 75 Euro gehen in einen Fond für meine Tochter, 150 Euro auf ein Sparbuch, für Urlaube oder größere Anschaffungen. Außerdem lege ich 400 Euro in Aktien und Fonds für die Altersvorsorge an. Da das Geld gleich abgeht, fehlt es mir eigentlich gar nicht. Es ist eher so, als wäre es nie da gewesen. Das hätte ich immer schon so machen sollen.
Psychologin Marlene (31) lebt mit ihrem Verlobten Jan (37), Führungskraft in einem mittelständischen Unternehmen, in Stuttgart und investiert in den großen Traum von einer eigenen Praxis.
Gemeinsame Einnahmen
Nettogehalt insgesamt: 6.200 Euro
Gemeinsame Ausgaben
Miete inkl. Nebenkosten: 1.250 Euro (sie zahlt 200 Euro, er 1.050 Euro)
Lebensmittel: 500 Euro
Telefon, Internet, GEZ: 50 Euro
Marlenes Extras
Ausbildung Psychoanalyse: 960 Euro
Handy: 15 Euro
Netflix, Meditations-App „Calm“, Endlich-Ich-Abo: 20 Euro
Krankenzusatzversicherung: 40 Euro
Yoga: 65 Euro
Versicherung Auto: 16 Euro
Benzin: 50 Euro
Jans Extras
Handy: 30 Euro
Sport / Yoga: 79 Euro
Altersvorsorge: 200 Euro
Versicherungen (Haftpflicht und Rechtsschutz für beide / Auto): 58 Euro
Benzin: 120 Euro
Mittagessen Kantine: 120 Euro
Bevor für mich klar war, dass ich Psychologie studieren will, habe ich einen Bachelor in Soziologie gemacht. Ein Studienergebnis über Deutschland werde ich nie vergessen:
„Es ist einfacher, die Häufigkeit der Masturbation zu erfragen als das Gehalt!“ -
Gerade deswegen finde ich es toll, mit diesem Tabu zu brechen und offen über das Thema zu reden: Ich arbeite seit drei Jahren als Psychologin in einer psychiatrischen Klinik. Bei meinem Berufseinstieg hatte ich 1.850 Euro netto raus, da war auch eine betriebliche Altersvorsorge mit drin. Inzwischen bekomme ich bei einer 80-Prozent-Stelle 2.100 Euro ausbezahlt. Wenn ich das mit den Kollegen auf meiner Station vergleiche, die in der Pflege arbeiten, stehe ich sehr gut da. Viele verdienen bei 100 Prozent 500 Euro weniger als ich und sind dabei noch im Schichtdienst.

Eigentlich könnte ich von meinem Gehalt gut leben, aber ich mache nebenbei noch eine psychoanalytische Ausbildung, die ich selbst finanziere. Mein großer Wunsch ist es, mich irgendwann mit einer Praxis niederzulassen, und das ermöglicht mir diese Ausbildung. Tatsächlich könnte ich mir für die Summe, die dabei anfällt, eine Immobilie kaufen – zwar nicht hier in Stuttgart, wo die Preise sehr hoch sind, aber woanders schon: In den sechs bis acht Jahren, die das Ganze mindestens dauern wird, werden insgesamt etwa 200.000 Euro zusammenkommen. Es ist aber auch eine große zeitliche Investition. Dreimal die Woche mache ich eine Lehranalyse, denn die Selbsterfahrung ist das Herzstück der Ausbildung. Das muss man wirklich wollen, sonst ist der Preis einfach zu hoch. In Zahlen ausgedrückt, sind es jeden Monat 960 Euro, die ich dafür investiere. Und vermutlich werde ich sogar noch länger brauchen. Ich möchte gern Kinder haben, also werden bestimmt eher 15 Jahre vergehen, bis ich mich wirklich als Psychoanalytikerin niederlassen kann. Das ist also ein Ziel in sehr ferner Zukunft.
Ich wohne mit meinem Freund zusammen und wir zahlen für unsere Wohnung eine Warmmiete von 1.250 Euro. Er stemmt allerdings den Mammutanteil, mein Beitrag liegt nur bei 200 Euro. Dass da ein Ungleichgewicht herrscht und natürlich auch eine Abhängigkeit da ist, damit können wir gut umgehen. Manchmal habe ich schon Schuldgefühle, aber grundsätzlich ist es für uns beide okay. Wir sind verlobt und werden nächstes Jahr heiraten. Und für ihn ist es auf eine Weise auch schön, mich bei meinen beruflichen Zielen zu unterstützen.
„Wenn wir essen gehen, lädt er mich mal ein, mal ich ihn. Auch den Urlaub zahlt jeder selbst.“ -
Meine Fixkosten liegen im Monat bei insgesamt 1.835 Euro. Da sind auch die Kosten für ein Auto mit drin, denn leider komme ich anders kaum zur Arbeit. Außerdem 300 Euro, die ich für größere Anschaffungen oder eben einen Urlaub spare. Für Lebensmittel geben wir insgesamt etwa 500 Euro aus, denn wir kaufen fast nur im Bioladen und auf dem Markt ein. Das mag viel sein. Aber für mich ist es ein großes Privileg, dass wir das Geld dafür ausgeben können, uns selbst Gutes zu tun und in Gesundheit und Wohlbefinden zu investieren.
Für Klamotten, Ausgehen, Friseur und Kosmetik bleiben für mich 265 Euro übrig. Am Ende des Monats bin ich immer bei null oder auch mal drunter. In der letzten Woche habe ich dann fast kein Geld mehr. Existenzängste habe ich trotzdem keine, aber das hängt eben damit zusammen, dass ich einen solventen Partner habe, er arbeitet in der Wirtschaft, ist auf Führungsebene in einem mittelständischen Unternehmen tätig. Als Single wäre das tatsächlich viel schwieriger und die Ausbildung nur mit einem Kredit möglich. Gedanken mache ich mir manchmal darüber, dass ich im Moment keine Möglichkeit habe, selbst noch etwas für die Altersvorsorge zur Seite zu legen. Mein Freund hat eine Riester-Rente und eine Lebensversicherung, außerdem über die Firma zwei Altersvorsorgeverträge.
„Ich habe noch überhaupt nichts in Sachen Altersvorsorge, das schiebe ich gerade noch vor mir her.“ -
Es beruhigt mich schon, dass meine Eltern finanziell so gestellt sind, dass ich sie auch mal um Unterstützung bitten könnte, wenn es gar nicht ginge. Aber es nimmt mich trotzdem nicht aus der Verantwortung, mich selbst zu kümmern. Obwohl ich immer noch in der Ausbildung stecke, möchte ich natürlich trotzdem das Leben einer Erwachsenen leben. Es ist mir schon wichtig, mir auch Dinge leisten zu können. Darum kann ich auch großartig loslassen und gar nicht aufs Geld gucken, wenn ich zum Beispiel mal ausgehe. Ich bin eben keine Studentin mehr und möchte mein Leben jetzt schon in Fülle leben.
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