Wir haben uns sehr über euer positives Feedback und die vielen Mails zu unserer ersten
Haushaltsbuch-Geschichte im letzten Monat gefreut. Deshalb kommt die zweite Runde! Dieses Mal verraten zwei Pädagoginnen ganz genau, wie viel Geld sie im Monat zur Verfügung haben und wofür sie es ausgeben. Man könnte denken, dass das doch sicher sehr ähnlich ist – aber nö! Hier kommen zwei sehr unterschiedliche Spar- und Lebensmodelle:
Romy, (32) ist Grundschullehrerin, ihr Mann (32) Angebotsleiter bei einem Bildungsträger. Sie leben in Berlin, haben eine vierjährige Tochter – und sehen es als Gewinn für ihre Beziehung, dass keiner vom anderen finanziell abhängig ist
Gemeinsame Einnahmen
Nettogehalt: 5700 Euro
Kindergeld: 204 Euro
Gemeinsame Ausgaben
Miete: 1150 Euro inklusive Gas und Strom
Versicherungen (Auto, ADAC, Hausrat): 70 Euro
Sparen: 2000 Euro
Sparen fürs Kind: 50 Euro
Benzin: 150 Euro
Lebensmittel und Drogerie: 600 Euro
Essen gehen und bestellen: 300 Euro
Internet, Netflix, Spotify: 45 Euro
Fitness-Studio: 40 Euro
Babysitter: 60 Euro
Kitakosten: 23 Euro
Romys Extras
BVG-Ticket: 50 Euro
Handy: 30 Euro (Seins übernimmt der Arbeitgeber)
Rückzahlung BAföG: 150 Euro
Zahnzusatzversicherung: 15 Euro
Shoppen, Massage, Anschaffungen: 500 Euro
Renés Extras
Bausparen: 50 Euro
Altersvorsorge: 100 Euro
Klamotten: 50 Euro
Filme und Games: 50 Euro
Friseur: 25 Euro
Fahrradsachen: 30 Euro
Ausflüge: 70
„Lange war mein Mann derjenige, der bei uns der Hauptverdiener war und mich unterstützt hat, vor allem nach meiner Elternzeit, denn mein Vertrag wurde damals nicht verlängert und ich war ein halbes Jahr arbeitssuchend. Dann habe ich den Quereinstieg als Lehrerin begonnen und im Januar mein Examen gemacht. Ich unterrichte an einer Grundschule mit Förderschwerpunkt Autismus. In Berlin ist dieser Beruf wirklich sehr gut bezahlt, dadurch hat sich das Verhältnis bei uns verändert: Ich verdiene aktuell 3200 Euro netto. Mein Mann ist gelernter Heilerziehungspfleger und hat Soziale Arbeit studiert, er arbeitet als Angebotsleiter bei einem Bildungsträger und verdient 2500 Euro netto.

Damit, dass ich mehr verdiene als er, hat er kein Problem. Er ist auch überhaupt nicht der Typ, der sich dadurch in seinem Selbstbewusstsein gekränkt fühlen könnte. Er freut sich eher, nun selbst mehr Geld zur Verfügung zu haben. Mir selbst gibt es aber eine unendliche Ruhe und ist für mich die ultimative Absicherung. Denn ich hätte keine Schwierigkeiten, die Wohnung alleine zu bezahlen und unsere Tochter und mich über Wasser zu halten. Und es gibt mir eben auch die Freiheit, seinetwegen mit ihm zusammen zu sein, und nicht, weil ich ohne ihn nicht zurechtkäme. Ich sehe das als großen Gewinn für unsere Beziehung.
Gewöhnungsbedürftig ist für mich allerdings noch, dass ich jetzt immer 60 Prozent von allem zahle. Irgendwie fühlt sich das stark, aber auch komisch an. Ich gewöhne mich langsam daran …
„Wir haben zwei getrennte Konten, ein gemeinsames wollen wir nicht.“ -
Dafür führen wir eine Liste und schieben uns am Ende des Monats das Geld hin und her. Insgesamt kommen wir mit unserem Geld super klar. Wir haben keine großen Ausgaben, denn die Kita kostet in Berlin kaum etwas. Und wir haben über einen privaten Vermieter eine riesengroße Wohnung gefunden, komplett unterm Mietspiegel: 165 Quadratmeter Dachgeschoss in Spandau für gerade mal 1150 Euro warm. Manchmal kann ich gar nicht glauben, wie viel Glück wir damit haben!

Darum haben wir auch gar keine Pläne, uns eine Immobilie zu kaufen. Dafür ist das Geld bei uns aber sowieso erst zu kurzfristig da. Außerdem muss ich erstmal mein BAföG zurückzahlen, da sind noch 7000 Euro offen, also 150 Euro im Monat, die ich noch etwa fünf Jahre abbezahle. Trotzdem können wir, seit wir beide gut verdienen, je 1000 Euro im Monat sparen. Nur fehlt mir bisher noch ein Konzept, das sinnvoll in die Altersvorsorge zu investieren. Mein Mann zahlt 50 Euro für seinen Bausparvertrag und steckt 100 Euro in die Altersvorsorge, ich möchte in ETFs investieren, habe das aber bisher vor mir hergeschoben. Für unsere Tochter sparen wir außerdem jeden Monat 50 Euro.
Der Rest wird dann einfach ausgegeben, bei mir für Klamotten, Schuhe, Geschenke und schöne Dinge. Früher habe ich oft im Sale gekauft und eher auf Masse, heute shoppe ich hochwertige Sachen und viel Fair Fashion.
„Auch bei Reisen gucken wir nicht so sehr aufs Geld. Wir wollen einfach gut leben.“ -
Gerade haben wir erfahren, dass wir nochmal Eltern werden und unsere fast vierjährige Tochter ein Geschwisterkind bekommt. Wir sind uns darüber einig, dass ich nur drei Monate Elternzeit nehmen werde und mein Mann den Rest mit dem Baby zuhause bleibt. Zum einen, weil ich eben jetzt Hauptverdienerin bin, aber auch, weil ich das erste Babyjahr als sehr schwierig erlebt habe. Wir haben ein gefühlsstarkes Kind, unsere Tochter war schon als Baby sehr willensstark und hat auch viel geschrien. Mein Mann konnte da viel freier rangehen, ohne großen Erwartungsdruck an diese Zeit, die bei uns eben so gar nicht war wie auf Instagram. Beim ersten Kind hatte er auch das Gefühl, zu viel verpasst zu haben, und möchte dieses Mal einen größeren Part übernehmen. Darüber bin ich sehr froh und dankbar. Ich liebe Kinder und möchte vielleicht sogar noch ein drittes, aber ich gehe auch sehr gern arbeiten. Da ich ja erst den neuen Job begonnen habe, geht es für mich auch gerade so richtig los. Und ich bin mir sowieso ganz sicher: Er wird das super machen und eine tolle Zeit haben!“

Anna (35) arbeitet als Erzieherin in einer Kita, ihr Mann ist Softwareentwickler, sie haben einen vierjährigen Sohn und finden: Ausgaben zu hinterfragen ist der allerbeste Sparplan!
Gemeinsame Einnahmen
Nettogehalt: 4000 Euro
Kindergeld: 204 Euro
Gemeinsame Ausgaben
Hausfinanzierung: 750 Euro
Nebenkosten/Grundsteuer: 270 Euro
Schrebergarten (Mitgliedsbeitrag, Versicherung, Nebenkosten): 62 Euro
Lebensmittel: 650–900 Euro
Drogerie: 35 Euro
Handy: 20–30 Euro
Telefon, Internet, GEZ, Spotify Family: 65 Euro
Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung fürs Auto: 33 Euro
Haftpflicht- und Hausratversicherung: 36 Euro
Ausgehen/Essengehen: 35–175 Euro
Kita-Essen: 50 Euro
Plus unregelmäßige Ausgaben für beispielsweise Möbel, Baumarktkosten oder Sachen für ihren Sohn
Annas Extras
Gewerkschaft: 20 Euro
Meditation/Achtsamkeits-Coaching: 40 Euro
Café: 50–75 Euro
Zeitschriften: 30 Euro
„Wir alle sollten insgesamt mehr über Geld reden! Darum öffne ich mein Haushaltsbuch auch gern mal für andere. Seit fast zehn Jahren schreibe ich jetzt eins, wenn auch nicht durchgängig. Wobei ich früher nie gedacht hätte, dass ich das jemals tun würde. Als Studentin war ich am Ende von meinem Auslandssemester in Warschau pleite und musste meine Eltern bitten, mir den Rückflug zu bezahlen. Heute liebe ich dieses Thema und beschäftige mich viel damit.
„Es ist toll, einen Überblick darüber zu haben, wo mein Geld genau hinfließt.“ -
Mein Mann ist Softwareentwickler und arbeitet vollzeitnah, ich arbeite 27 Stunden in einer Kita. Wir kommen zusammen mit Steuerklasse 4/4 auf 4000 Euro und können monatlich ausreichend Geld sparen, manchmal 500 Euro, manchmal 1500 Euro. Langfristig möchte ich noch meine Stunden in der Kita etwas erhöhen. Die Lautstärke dort ist allerdings manchmal schon krass. Und da ich an einem sozialen Brennpunkt arbeite, weiß ich noch nicht, ob meine Kräfte dafür jahrelang reichen. Aber im Moment bin ich zufrieden mit meinem Job und auch mit meinem Gehalt. Bei früheren Jobs im sozialen Bereich ohne Tarifanbindung habe ich weniger verdient.
Wir haben nur ein gemeinsames Konto, aber keiner ist dem anderen Rechenschaft schuldig. Mit dem, was uns monatlich zur Verfügung steht, kommen wir sehr gut hin. Wir hatten früher eine günstige Mietwohnung und haben dann ein 115-Quadratmeter-Reihenhaus zum Kauf gefunden. Wir waren gar nicht auf der Suche, sondern erfuhren von Bekannten, dass sie verkaufen wollen. Inklusive Nebenkosten hat es 210.000 Euro gekostet, ohne Makler. Durch unser Haushaltsbuch wussten wir bei der Finanzierung ganz genau, was wir uns leisten können. Im Monat kostet es und mit allem drum und dran 1020 Euro.

Es steht vielleicht nicht im angesagtesten Stadtteil Bremens, aber hier tut sich viel, man merkt, dass ein Generationswechsel stattfindet. Wir haben uns mit der Entscheidung nicht schwergetan, denn wir wissen beide, was uns wichtig ist, haben aber auch keine übertriebenen Ansprüche. Unser Haus würde vermutlich nicht in einem Interior-Magazin auftauchen, wir haben keine Kernsanierung gemacht, aber man kann super darin leben – und es ließe sich auch gut wieder verkaufen.
„Auch wenn die Studentenzeit längst hinter uns liegt, sind wir uns nicht zu schade, ein gebrauchtes Sofa zu kaufen.“ -
Unser „neues“ habe ich zufällig auf Ebay Kleinanzeigen gefunden, es passt einfach perfekt in unser Miniwohnzimmer und hat uns mit Transport nur 220 Euro gekostet. Uns ist sichtbarer Status einfach nicht wichtig. Gleichzeitig feilschen wir nicht um jeden Euro. Babykleidung zu verkaufen, den Aufwand betreibe ich nicht, dann spende ich das lieber einer Kleiderkammer.
Auch wenn ich die Kosten im Blick habe, würde ich nicht sagen, dass ich gut mit Geld umgehen kann, ich kaufe manchmal auf einen Schlag Bücher für 70 Euro oder gebe 30 Euro für Zeitschriften aus, obwohl ich vielleicht gerade gar keine Zeit habe, sie zu lesen. Ich investiere auch gern in guten Kaffee in einer kleinen Rösterei, in Biotees, in Notiz- oder Kinderbücher.

Ein Konzept für die private Altersvorsorge haben wir bisher nicht. Da muss ich noch mal dran, finde aber alles ethisch schwierig, weil selbst ETFs darauf basieren, dass es ein langfristiges Wirtschaftswachstum geben muss. Da habe ich das richtige Modell für uns noch nicht gefunden. Mir ist es aber wichtig, unsere Ausgaben zu hinterfragen. Deswegen fahren wir auch nur in den Urlaub, wenn die Ausgaben mit dem Aufwand, das Geld dafür zu verdienen, in einem gesunden Verhältnis stehen. 3000 Euro für eine Reise nach Dubai würden wir einfach nicht ausgeben. Für uns ist es ebenso gut, ein paar Tage in der Wohnung meiner Freundin in Berlin zu verbringen, wenn sie unterwegs ist. Wir haben einen Schrebergarten mit einem sehr schönen Schwedenhaus aus Holz. Dort verbringen wir unseren Sommerurlaub.
Ich finde es gut und richtig, gesellschaftliche Realitäten nicht als gegeben hinzunehmen. Muss man wirklich ein Auto haben? Wir werden unseres nutzen, bis es keinen Sinn mehr macht, es zu reparieren, und uns danach kein neues mehr kaufen. Um nicht aufs Auto angewiesen zu sein, haben wir uns auch kein Einfamilienhaus außerhalb von Bremen gekauft. Dass ich mit dem Fahrrad hinfahren kann, ist mir auch bei jeder Jobentscheidung wichtig.
„Uns ist Lebenszeit wichtiger als Besitz.“ -
Wir wollen lieber Zeit gemeinsam oder mit unserem Sohn verbringen, als in Autokolonnen zu pendeln. Wir fliegen aus ökologischen Gründen nicht. Wir wollen die Freiheit haben, an unseren Jobsituationen etwas zu verändern, statt bleiben zu müssen, um einen hohen Kredit zu bedienen. Ich kann einfach nur jedem raten, ein ganzes Jahr konsequent seine Einnahmen und Ausgaben aufzuschreiben und zu prüfen: Brauche ich das? Will ich das selbst wirklich?“
Nach diesen weiteren Einblicken in die Finanzen von anderen ist klar: Wir hätten gern noch mehr davon! Um zu vergleichen, aufmerksamer zu werden, auch mal etwas zu verändern. Vielleicht hat auch von euch jemand Lust, uns einen Blick in sein Haushaltsbuch zu gewähren? Dann freuen wir uns riesig, wenn ihr bereit für ein kleines Interview seid und euch über
dasabo@ohhhmhhh.de bei uns meldet. Und ja klar, das kann natürlich auch anonym sein!