Schon zweimal waren wir bei Wohnberaterin und Antiquitätenhändlerin Johanna Schultz zur Haustour eingeladen: 2012 in ihrem Geschäft in Hamburg-Eppendorf und 2013 in ihrer Wohnung. Bei Johanna hat sich in den letzten Jahren viel getan: Die 38-Jährige ist mittlerweile Mama eines viereinhalbjährigen Sohnes, verheiratet und täglich im Fernsehen als Expertin zu sehen. In der RTL-Sendung „Die Superhändler“ kauft sie Privatleuten ihre Schätze ab.
Parallel betreibt sie ihr Antiquitätengeschäft
„Johanna Schultz Wohnen“, das mittlerweile seinen Standort im Hamburger Oberhafen hat. Auch privat stand vor einem Jahr der Umzug an. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt Johanna jetzt in einer 120 Quadratmeter großen Wohnung mit fünf Zimmern im Hamburger Stadtteil Rotherbaum.
Der perfekte Anlass also für eine neue Wohntour, bei der Johanna erzählt, warum für sie mit ihrem neuen TV-Job ein Kindheitstraum in Erfüllung geht und wie gut das Zusammenziehen und Einrichten mit ihrem Mann geklappt hat. Dazu gibt es viele praktische Einrichtungsideen und -tipps!
Viel Spaß beim Lesen
Bei dir ist ja ordentlich was los. Du hast gerade Drehpause und nimmst dir Zeit für unser Interview. Wie geht`s dir mit deinem neuen, wilden Leben?
Richtig gut! Ich wollte früher schon Schauspielerin werden, hab als Kind Schauspielunterricht genommen und war am Theater. Mit dem Antiquitätenhandel und der Wohnberatung schlug ich dann irgendwann einen anderen beruflichen Weg ein. Jetzt bin ich sehr dankbar dafür, dass das Schicksal doch noch mal an die Tür geklopft hat und mir die Chance gegeben hat, meinen ursprünglichen Traum, vor der Kamera zu stehen, zu verwirklichen. Ich bin einfach gerne präsent und hab so ein Rampensau-Gen in mir!
Wie schaffst du es, deine vielen Verpflichtungen alle unter einen Hut zu bekommen?
Mein Sohn ist jetzt viereinhalb Jahre. Deshalb ist es natürlich auch hart, wenn ich die ganze Woche in Berlin drehe und nur am Wochenende nach Hause komme. Ich vermisse das Zuhausesein schon sehr. Aber mittlerweile kann ich mir zum Glück auch mal eine Woche zwischendurch freinehmen, Urlaub an die Ferien dranhängen und habe freitags frei. Zuhause kümmert sich in der Woche mein Mann ganz toll um unseren Sohn. Er ist selbstständig und sehr flexibel. Dadurch kann er mir da gerade toll den Rücken freihalten.
In meinem Geschäft im Oberhafen war ich dieses Jahr sehr selten, habe aber tolle Mitarbeiter/-innen, die sich um alles kümmern. Und wenn ich da bin, merke ich immer wieder, wie viel Spaß mir das macht und dass dort meine Basis ist, zu der ich jederzeit zurückgehen kann. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Hat dein Mann dir eigentlich als Expertin in Sachen Einrichtung das Feld in eurer neuen Wohnung überlassen?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben die Wohnung gemeinsam renoviert und eingerichtet. Das war so eine schöne Erfahrung und hat unsere Beziehung noch mal gefestigt. Ich kann mich echt glücklich schätzen, dass er so mutige Ideen hatte – auch wenn wir am Ende einige Kompromisse eingehen mussten. Aber das ist dann auch okay so.
Was waren das für Kompromisse?
Er wollte seine Neunzigerjahre-Möbel mitbringen, die ich nicht so gerne mag. Ich hab mich aber darauf eingelassen – zum Beispiel auf den Sessel im Wohnzimmer oder den Esstisch. Aus Platzgründen musste ich selbst einige Möbelstücke, die ich von meiner Mutter geerbt hatte, einlagern. Der Automat, der im Flur hängt, ist übrigens der Grund, warum mein Mann und ich uns kennengelernt haben. Den hat er bei mir im Laden gekauft – und dadurch sind wir in Kontakt gekommen. Wir haben ihn extra so aufgehängt, dass er das Erste ist, was man sieht, wenn man in die Wohnung kommt. Generell waren wir uns immer einig, dass wir beide Bock auf eine fröhliche Einrichtung, gute Laune und Power in der Wohnung haben. Bei ihm war das ein bisschen unkonkreter, nach dem Tuschkasten-Prinzip: hier ein bisschen Türkis, da alles in Blau und hier ganz viel Rot. Ich konnte ihn ein wenig bremsen und alles in die richtigen Wege leiten.
Die bunten, gemusterten Tapeten fallen in eurer Wohnung sofort auf. Hast du einen Trick, wie man die richtig einsetzt, ohne dass es zu verrückt wird optisch?
Ich mag es total, wenn man Elemente aus einer gemusterten Tapete noch mal woanders aufgreift. Im Badezimmer haben wir das beispielsweise gemacht: Die goldenen Käfer sind abgestimmt auf die Fliesen und es finden sich weitere goldene Akzente. Das lässt den Raum dann trotz des Musters ruhiger erscheinen.
Im Schlafzimmer haben wir mit einer Fornasetti-Tapete einen total hässlichen Einbauschrank, der vorher schon in der Wohnung war, übertapeziert. So sieht man den Schrank nicht mehr, aber wir konnten den tollen Stauraum beibehalten. Und durch das schwarz-weiße Muster sieht alles vor der Tapete immer super schön aus.
Auch im Flur, der eher dunkel, trist und langweilig war, wollten wir richtig Power reinbringen und haben uns für die Tapete mit Bambusblättern entschieden. Generell mache ich im Flur und Badezimmer gerne Alarm – das sind meiner Meinung nach total unterschätzte Räume, in denen man besonders Gas geben kann. Und in den Räumen, wo man sich oft aufhält, also im Wohn-, Schlaf- und Esszimmer, kann es dann lieber etwas ruhiger sein.
Und warum habt ihr euch dazu entschieden, eine Tür im Flur zu schließen?
Eigentlich bin ich immer dafür, so viele Türen wie möglich aus den Angeln zu nehmen, um so viel Platz und Luftigkeit wie möglich zu bekommen. Hinter dieser Tür im Flur steht im anderen Raum allerdings ein großer Schrank, sodass wir mit der geschlossenen Tür eine neue Fläche geschaffen haben. Für das Bild und den Buddha davor wirkt sie jetzt wie ein Rahmen oder eine Leinwand.
Generell hat man, wenn man sich in eurer Wohnung umschaut, ein bisschen das Gefühl, in einer wirklich guten Galerie zu sein.
Bilder sind eine große Leidenschaft von mir und machen in jeder Wohnung einen riesigen Unterschied. Das ist auch immer mein erster Tipp, wenn jemand seine Wohnung zu ungemütlich findet oder etwas fehlt. Ich wünschte sogar, wir hätten noch mehr Platz für Bilder. Wir haben hier moderne Kunst mit alten, antiken Gemälden gemischt. Dazu muss man immer schauen, welche Bilder Raum und Ruhe brauchen und welche man gut Bild an Bild hängen kann. Im Schlafzimmer gibt es bei uns beispielsweise diese Petersburger Hängung, die mehrere Bilder kombiniert.
Außerdem kommt es immer auf die richtige Rahmung an – ohne die ist ein Bild nicht vollkommen. Ich habe viel mit sogenannten Berliner Leisten in Gold oder dickeren Impressionistenleisten gearbeitet. Beispielsweise ist das Foto der nackten Frau über der Kommode sehr modern und steht in einem schönen Kontrast mit dem alten Rahmen von 1890.
Noch etwas, das auf Anhieb total ins Auge fällt, sind die Teppiche in eurer Wohnung. Sogar in der Küche habt ihr einen. Ist das nicht eher unpraktisch?
Ich musste mir die Teppiche ein wenig erkämpfen, weil mein Mann kein großer Fan ist. Der schwarz-weiße Teppich im Wohnzimmer ist von einer Messe, den gibt es auch bei mir im Onlineshop. Der Teppich im Esszimmer ist von On The Rugs aus Hamburg. Da haben wir an einem Tag gleich mehrere Teppiche ausprobiert und geschaut, wie sie bei uns wirken. Auch in der Küche wollte ich immer gerne einen Teppich – mein Mann fand das unhygienisch. Dann habe ich einen aus recyceltem Plastik bei Illums Bolighus gefunden. Den kann man gut abwischen. Das ist superpraktisch.
Hast du als Expertin einen Tipp für alle, die Antiquitäten und moderne Möbel mixen wollen oder sich an eine neue Farbe für ihre vier Wände trauen möchten, ?
Vor allem sollte man Antiquitäten nicht zu ernst nehmen. Damit meine ich, dass man sie in der Wohnung nicht isolieren und als Alien behandeln darf, sondern sie ganz selbstverständlich integrieren und mutig mischen sollte. Wenn die Möbelstücke an sich eher bieder oder rustikal sind, hilft es total, einen Kontrast mit einer knalligen Wandfarbe dahinter zu schaffen. Dann bekommt es gleich eine ganz andere Aussage und Wirkung.
In Sachen Farbe sollte man einfach mal mutig sein. Es bleibt ja nicht für ewig. Einen Raum oder eine Wand zu streichen ist meist gar nicht so viel Aufwand oder teuer, bringt aber ein ganz neues Lebensgefühl, ohne dass man umziehen oder neue Möbel kaufen muss. Und wenn es einem nicht mehr gefällt, kann man immer noch wieder drüberstreichen oder -tapezieren. Also ruhig einfach mal was ausprobieren!
Worauf habt ihr im Kinderzimmer besonders Wert gelegt?
Auch hier war uns Farbe und Fröhlichkeit sehr wichtig. Und, dass unser Sohn viele Regale hat, an die er gut rankommt. Ansonsten ist das Spiel-Tipi wirklich superschön und wird viel genutzt.
Und gibt es aktuell etwas, das du gerne verändern würdest, oder ist alles perfekt?
Es gibt immer etwas zu optimieren! Das ist sowieso mein Motto. Weil man sich auch selbst ständig verändert, mir immer wieder neue Sachen begegnen und ich diesen ständigen Wandel sehr liebe. Gerade sind wir dabei, die Küche zu renovieren. Die Möbel – also der Tisch und die Stühle – sind gerade neu und von Ercol.
Ich sehe gar keine Weihnachtsdekoration bei dir – kommt das noch?
Was saisonale Deko betrifft, bin ich eher faul und untalentiert. Aber zu Weihnachten bringe ich in der Wohnung Lichterketten an, hänge was in die Fenster und dekoriere gerne mit alten Tannenbaumkugeln. Das passiert immer eher last minute. Wenn ich dazu komme, lege ich dieses Wochenende los mit dem Schmücken. Hier geht`s jetzt aber erstmal weiter mit dem Dreh. Ich wünsche euch schöne Weihnachten!
Frohe Weihnachten!
Fotos: Brita Sönnichsen