Isabel* (44) ist Projektleiterin, Single und investiert am liebsten in soziale Kontakte
Einnahmen
Nettogehalt: 2.850 Euro als Projektleiterin in einer Frankfurter Werbeagentur
Ausgaben
Miete: 1.050 Euro inklusive Heizung, Wasser und Strom
Internet, Netflix, Spotify, TV: 60 Euro
Reinigungskraft: 100 Euro
Private Altersvorsorge: 50 Euro
Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherung: 90 Euro
Private Zusatzkrankenversicherung: 130 Euro
Ticket für Bus und Bahn: 90 Euro
Lebensmittel: 180 Euro
Essen- und Ausgehen: 600 Euro
„Dass man am besten gut versichert durchs Leben geht, habe ich von meiner Mutter vorgelebt bekommen. Ich arbeite schon 15 Jahre in derselben Agentur, bin dort inzwischen auch Prokuristin. Mit der größeren Verantwortung ist mein Gehalt allmählich auf 2.850 Euro netto gestiegen, Handykosten übernimmt auch mein Chef. Neben meinen gesetzlichen Rentenbeiträgen zahle ich 50 Euro für meine private Altersvorsorge und 90 Euro für meine Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherung. Und wenn ich das so erzähle, fällt mir wieder ein, dass ich das ja längst aufstocken und meinem Verdienst anpassen wollte: ein wichtiges To-do auf meiner Liste! Außerdem habe ich noch eine Zusatzkrankenversicherung, die 130 Euro im Monat kostet. Denn ich möchte nicht irgendwann einen Kredit aufnehmen müssen, um mir einen Zahnersatz leisten zu können. Als ich all diese Sachen abgeschlossen habe, war ich Anfang 20, da hatte ich gar nicht im Kopf, dass ich mal sehr lange Single sein würde.
„Aber da ich für mich allein sorgen muss, beruhigt es mich jetzt umso mehr, abgesichert zu sein.“ -
Vielleicht ist es auch ein Stück weit ein Schutz gegen mich selbst. Ich habe zwar dadurch relativ hohe Fixkosten von etwa 1.600 Euro. Aber ich würde es wohl sowieso nicht schaffen, zu sparen. Dafür lebe ich einfach zu gern. Und das vielleicht auch auf etwas zu großem Fuß: Ich wohne in einer Drei-Zimmer-Wohnung und zahle dafür mit allem Drum und Dran 1.050 Euro im Monat. Gerade in der Coronazeit ist mir nochmal bewusst geworden, was das für ein ungeheurer Luxus ist, Platz zu haben und sich zuhause so richtig wohl zu fühlen. Mir ist es auch total wichtig, in einem Viertel zu wohnen, das lebendig ist und in dem ich viele Freunde habe. Gerade weil ich allein bin, möchte ich abends schnell vor die Tür gehen und Freunde treffen können. Das ist für mich Lebensqualität, für die ich auch gern mehr bezahle. Da alles bei mir um die Ecke ist, brauche ich dafür auch kein Auto, zahle stattdessen nur 90 Euro für ein Monatsticket für Bus und Bahn.

Da ich viel und auch oft bis spätabends arbeite, kriege ich es nicht hin, noch für den nächsten Tag vorzukochen. Mit meinen Kollegen gehe ich mittags meist eine Kleinigkeit essen oder wir holen uns etwas auf die Faust. Mir ist aufgefallen, dass ich in den letzten Monaten sehr viel weniger Geld ausgegeben habe, weil ich nicht mehr dauernd essen war. Was ich sonst auch abends gern tue. Und sonst kaufe ich das, worauf ich gerade Lust habe, beim Gemüsemann ein und koche selbst. Aber ich plane nie voraus und habe meist einen leeren Kühlschrank. Jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Wocheneinkäufe gemacht und gemerkt, wie viel günstiger man dabei wegkommt. Sonst lebe ich eher so in den Tag, Kaffee und Croissant vom Bäcker, abends auf einen Wein raus, am Wochenende neue Restaurants ausprobieren. Für diese Dinge gebe ich in normalen Zeiten im Monat etwa 600 Euro aus, aber dafür kaum mehr als 180 Euro für Lebensmittel. Das hat sich jetzt natürlich total verschoben.
Dass ich so richtig shoppen gehe, kommt nicht oft vor. Manchmal kaufe ich ein halbes Jahr gar nichts, aber dann gleich einen ganzen Schwung auf einmal. Wahrscheinlich sollte ich insgesamt schon etwas sparsamer sein. Aber ich habe keine Kinder und auch sonst niemanden, für den ich Sorge trage. Ich bin nur für mich verantwortlich und das macht mich in der Entscheidung, ob ich mein Geld ausgebe oder nicht, auch relativ frei.“
Christine* (34), Redakteurin, hat einen dreijährigen Sohn und ein Baby ist unterwegs
Einnahmen
Nettogehalt zusammen: 6.100 Euro (Christine arbeitet als Redakteurin in Teilzeit, ihr Mann Simon (33) ist Unternehmensberater)
Kindergeld: 204 Euro
Ausgaben
Miete: 1.500 Euro inklusive Heizung, Wasser und Strom
Telefon, Internet, Spotify, Netflix, TV: 100 Euro
Hausratsversicherung: 20 Euro
Reinigungskraft: 80 Euro
Private Altersvorsorge/Berufsunfähigkeitsversicherung: 400 Euro
Elternbeitrag Kita: 65 Euro
Babysitter: 100 Euro
Turnverein: 45 Euro
Auto und Benzin: 350 Euro
Lebensmittel: 800 Euro
Drogerieartikel: 150 Euro
„Wir haben das Konzept für unsere Familienfinanzen von guten Freunden abgeschaut. Seit sie gemeinsame Kinder haben, läuft das bei ihnen so: Alles, was sie verdienen, kommt erstmal aufs Familienkonto. Davon wird bezahlt, was so an Fixkosten anfällt und was mit den Kindern zu tun hat. Und jeder bekommt davon eine bestimmte Summe zur freien Verfügung. Das fanden wir so gut, dass wir es jetzt genauso machen. Pro Monat erhält jeder von uns 700 Euro Taschengeld auf sein eigenes Konto. Damit kann er machen, was er will: essen gehen, Kino, Friseur, Klamotten, Zahnreinigung, Geschenke, Sport … Das klappt auch bei uns super, weil man nie das Gefühl hat, sich vor dem Partner rechtfertigen zu müssen, weil man sich doch mal das Steak bestellt hat oder die neue Winterjacke ein bisschen zu teuer war.

Seit Ende der Elternzeit arbeite ich 25 Stunden pro Woche und bekomme pro Monat 1.500 Euro ausbezahlt. Mein Mann verdient 4.600 netto und erhält einen Bonus von 15.000 Euro im Jahr. Das ist sehr viel Geld, aber Hamburg ist eben auch teuer. Für unsere Drei-Zimmer-Wohnung bezahlen wir 1.350 Euro Miete warm plus 150 Euro Nebenkosten. Das ist auch der größte Batzen an Festkosten, den wir haben: Insgesamt liegen wir bei etwa 2.500 Euro. Seit Simon etwas außerhalb arbeitet, haben wir ein Auto, was uns etwa 350 Euro inklusive Benzin kostet, ich mache eigentlich alles mit dem Fahrrad. Wir kochen sehr viel und vor allem frische Sachen, kaufen oft auf dem Markt ein oder auch mal beim kleinen Käse- oder Fischladen, für Lebensmittel kommen da etwa 800 Euro im Monat zusammen.
„Ich finde es besonders für uns Frauen superwichtig, auch privat vorzusorgen.“ -
Ich investiere monatlich 100 Euro in die betriebliche Altersvorsorge und nochmal 100 Euro in eine Riester-Rente – denke aber oft, ich sollte noch mehr machen. Bei Simon sind es insgesamt 200 Euro für einen Riester-Vertrag, eine Berufsunfähigkeits- und eine Lebensversicherung.
Ein totaler Luxus, den wir uns gönnen, ist eine Reinigungskraft, die alle zwei Wochen für drei Stunden kommt und wofür wir gute 80 Euro ausgeben, zweimal im Monat passt unser Babysitter am Abend für je vier Stunden auf unseren Sohn auf, das macht nochmal knapp 100 Euro. Das ist für uns das am besten investierte Geld überhaupt, weil wir dann mal Zeit nur für uns haben.

Uns bleibt jeden Monat einiges übrig, das wir zur Seite legen: Per Dauerauftrag gehen jeden Monat 500 Euro auf unser Anlagekonto und nochmal 50 Euro auf das unseres Sohnes. Wir sparen vor allem für zwei Dinge: Wir machen gern große Reisen und gucken an dieser Stelle auch nicht allzu sehr aufs Geld. Einfach, weil solche Erfahrungen durch nichts zu ersetzen sind. Und wir wollen uns irgendwann mal eine Ferienwohnung kaufen, am liebsten irgendwo am Meer, in der wir selbst Zeit verbringen, aber die wir auch vermieten können. Wir stammen beide nicht aus wohlhabenden Familien, sodass wir dafür erstmal einen Grundstock erarbeiten wollen.“
Nach diesen spannenden Einblicken in die Finanzen von anderen ist eins klar: Wir hätten gern mehr davon! Um zu vergleichen, aufmerksamer zu werden, auch mal etwas zu verändern. Vielleicht hat auch von euch jemand Lust, uns einen Blick in sein Haushaltsbuch zu gewähren? Dann freuen wir uns riesig, wenn ihr bereit für ein kleines Interview seid und euch über
dasabo@ohhhmhhh.de bei uns meldet. Und ja klar, das kann natürlich auch anonym sein!
* Die Protagonisten sind Freunde von uns, möchten aber nicht namentlich genannt werden, daher haben wir ihre Namen geändert.