Rezepte & Ernährung
Ein Mahl was Gutes
Dieses Weihnachtsmenü mit wirklich falschem Hasen lässt sich super vorbereiten und macht alle glücklich.
von Lynn Hoefer - 26.11.2019
Jedes Jahr drücke ich mich davor, mir ein neues Weihnachtsmenü zu überlegen. Zwar bin ich voll und ganz der Weihnachtsmensch, doch ein ganzes Menü für Heiligabend oder die Feiertage aufzustellen, bringt auch mich oft an meine Grenzen. Einfach sollte es sein, schnell und bloß nicht zu viele Zutaten enthalten und am besten sollte es noch eine ganze Meute sättigen. Puh, so ein Festessen muss wirklich diversen Ansprüchen gerecht werden. Doch ich freue mich, heute folgendes sagen zu können: Ich hab’s irgendwie geschafft alle Anforderungen in ein leckeres und gar nicht mal sooo aufwändiges Weihnachtsessen zu verpacken. Rein pflanzlich und glutenfrei ist es auch noch und raffinierten Zucker sucht man hier auch vergebens. Check! Alle Boxen abgehackt. Das Beste daran: Fast alles lässt sich am Tag vorher vorbereiten, sodass man am Tag des Essens ganz entspannt sein und den Tag sogar genießen kann.
Das Weihnachtsmenü aus dem letzten Jahr liebe ich allerdings immer noch und kann es jedem wärmstens empfehlen. Dieses Jahr habe ich die Vor- und die Nachspeise so simpel wie möglich gehalten und mich voll und ganz auf die Hauptspeise konzentriert. Denn als ich euch letzte Woche auf Instagram nach Wünschen gefragt habe, lag eine vegetarische Hauptspeise, die den Gänsebraten oder die Ente ersetzt, ganz vorne. Deswegen gibt es heute einen rein-pflanzlichen, falschen Hasen, aka Maronen-Linsenbraten.
Denn so ein waschechter falscher Hase hat diverse Vorteile. Er lässt sich prima am Abend vorher vorbereiten und muss dann am Tag des Festessens nur noch in den Ofen geschoben werden. Ebenfalls gebe ich gerne zu, dass ich bei diesem Gericht Linsen aus dem Glas (oder aus der Dose) verwende. Klar, man kann sie super einfach selber kochen. Doch wenn alles drunter und drüber geht, ist es völlig in Ordnung, einfach nur ein Glas aufmachen zu wollen. No shame in that. Der Braten besteht natürlich aus ein paar mehr Zutaten, doch die findet man alle in normalen Supermärkten. Erschreckt euch also nicht beim Anblick der Liste. Es ist Weihnachten und wir wollen maximales Aroma und Geschmack in unserer Hauptspeise haben, denn sie soll dem Fleischbraten ja in nichts nachstehen.
So ein Linsenbraten benötigt ebenfalls eine gute Bratensauce. Auch die habe ich euch heute mitgebracht. Ich bin zwar nicht so sehr Bratensauce-Fan, aber diese hier schmeckt richtig, richtig gut. Ganz ohne Gans. (Sorry, der musste sein). Das Geheimnis liegt im Rösten der Zwiebeln und an der Dattel, die der Sauce die Süße verleiht. Auch die Bratensauce kann man am Tag vorher zubereiten und man muss sie an Weihnachten nur noch aufwärmen. Somit wäre die Hauptspeise schon am Tag vorher komplett vorbereitet. Ist das nicht geil?
Bei der Vorspeise halte ich es, wie gesagt, am liebsten simpel, aber frisch. Um den etwas langweiligen Blattsalat aufzupeppen, kaufe ich auf dem Wochenmarkt am Biostand gerne Wintersalat ein. Der besteht aus verschiedenen Wintersorten wie Grünkohl, Chicorée oder Radicchio und ist alleine deswegen alles andere als langweilig. Diese winterfesten Sorten sind leicht bitter, aber genau deswegen sind sie so gesund. Bitterstoffe sind aus unserer Ernährung so gut wie verschwunden, dabei sind sie für eine gesunde Verdauung extrem wichtig. Bitterstoffe regen nämlich die Produktion der Verdauungssäfte an, weshalb dieser Salat als Vorspeise nicht nur lecker, sondern auch sinnvoll ist. Dazu ein raffiniertes, aber einfaches Dressing aus Olivenöl, Honig und Senf und schon hat man zum sättigenden Braten eine frische, gesunde Beilage gezaubert.
Mein persönliches Highlight dieses Jahr ist aber der geröstete Rosenkohl auf einer Tahin-Sauce. Inspiriert von meiner Reise nach Tel Aviv vor zwei Wochen (danke an dieser Stelle an Anni und ihren schönen Bericht hier auf OhhhMhhh), bin ich total im Sesammus-Fieber. Den Rosenkohl habe ich in Sesamöl, Tamari und Honig geröstet, wodurch er himmlisch aromatisch schmeckt. So wird auch der größte Rosenkohl-Verneiner umgestimmt. Wetten?
Zum Nachtisch gibt’s dieses Jahr Lebkuchen-Brownies. Auch hier habe ich auf einfache Alltagszutaten gesetzt, die man ohne Küchengeräte in einer Schüssel zusammen mixt. Ganz ohne exotische Zutaten ging es dann aber doch nicht. Etwas Kokosblütenzucker musste für den Geschmack einfach sein. Ansonsten bestehen die Brownies nur aus gesünderen Zutaten wie Dinkelmehl (oder Buchweizen für eine glutenfreie Variante), geschroteten Leinsamen, Hafermilch und natürlich Lebkuchengewürz. Falls ihr das Lebkuchenkonfekt aus meiner letzten Kolumne schon ausprobiert habt, werdet ihr sicher noch Lebkuchengewürz übrig haben, das ihr hierfür verwenden könnt.

Was ihr am Tag vorher vorbereiten könnt:

- Den Maronen-Linsenbraten bis Schritt 6 vorbereiten. Gebacken wird er dann am nächsten Tag.
- Das Dressing für den Salat anrühren.
- Den Rosenkohl vorbereiten (waschen, halbieren, die harten Enden abschneiden).
- Die Tahin-Sauce für den Rosenkohl anrühren.
- Die Bratensauce kochen.

Am Tag des Menüs:

- Den Braten schon morgens vorkochen. So hat man später genug Platz im Ofen für den Rosenkohl und ggf. Ofengemüse. Der Braten kann dann zum Zeitpunkt des Servierens für 15 Minuten im Ofen aufgewärmt werden. Genau so habe ich es auch gemacht, als ich das Menü fotografiert habe. Hat meinen Gästen super geschmeckt.
- Die Brownies nach dem Braten backen. Sie schmecken frisch einfach am besten.
- Den Rosenkohl (und ggf. Kartoffeln oder Ofengemüse) kurz vor dem Servieren im Ofen rösten.
- Den Salat waschen, kleinschneiden und die Pinienkerne rösten.
Ich empfehle zu diesem Menü noch Ofenkartoffeln oder –gemüse zu machen um noch etwas mehr Gemüse auf dem Tisch zu haben. Das Gemüse kann zur gleichen Zeit in den Backofen wie der Rosenkohl. Auf Umluft röstet auch alles gleichmäßig schnell. Auch Apfel-Rotkohl würde hier perfekt dazu passen. Oder ihr schaut mal in meinem Weihnachtsmenü vom letzten Jahr nach weiteren Ideen. Und auch in meinem Kochbuch gibt es ein ganzes Kapitel mit einem Festessen, u.a. die beste Suppe für große Personenzahlen. Vielleicht findet ja das ein oder andere gesündere Gericht Einzug in eure Festtage. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen, wenn ich euer Weihnachten auch nur ein klitzekleines bisschen gesünder machen könnte.
Mit diesem Festessen verabschiede ich mich für 2019 mit „Ein Mahl etwas Gutes“. Wir hören uns hier im Januar wieder. Dann mit einem etwas leichteren Rezept, das uns nach all dem Schlemmen im Dezember wieder richtig Energie gibt um all unsere Vorhaben fürs neue Jahr anzugehen. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle für all eure lieben Kommentare unter meinen Rezepten, eure Verlinkungen und Fotos auf Instagram und allgemein die positive Stimmung, die ihr mir hier jeden Monat entgegenbringt. Diese Kolumne ist einfach mein Liebstes und ich freue mich jeden Monat so auf euer Feedback. Falls ihr Wünsche oder Anregungen für die nächsten Kolumnen habt, schreibt es gerne in die Kommentare.
Habt eine nicht zu stressige und vielleicht auch besinnliche Vorweihnachtszeit! Viel Spaß beim Plätzchenbacken und beim Weihnachtsessen kochen.
P.S.: Es ist eigentlich selbstverständlich, doch ich sage es lieber noch einmal deutlich. Festessen sollte man immer einmal vorher probekochen. Vielleicht schmeckt euch ein Rezept ja gar nicht. Also probiert z.B. den Braten lieber schon einmal vorher aus, bevor ihr mich an Weihnachten verflucht ;-).

Maronen-Linsenbraten mit Salbei und Lauch

2 rote Zwiebeln2 Knoblauchzehen150 g Lauch1 Stange Sellerie1 Karotte1 kleiner Apfel100 g gekochte Maronen250 g Champignons4 Blätter Salbei2 Zweige frischer Thymian2 Zweige frischer Rosmarin2 Dosen oder Gläser Linsen (Abtropfgewicht zusammen ca. 500 g)1 EL natives Kokosöl (oder Olivenöl)100 ml Traubensaft (oder Rotwein)2 EL Tamari (oder Sojasauce)½-1 TL Rauchsalz60 g glutenfreie Haferflocken oder altes, gekrümeltes (glutenfreies) Brot nach Wahl3 EL geschrotete Leinsamen

Die Zwiebeln und die Knoblauchzehen fein hacken. Den Lauch einmal längs halbieren und in feine Ringe (bzw. dann nur noch Halbmonde) schneiden. Den Sellerie kleinschneiden und die Karotte und den Apfel reiben. Die gekochten Maronen fein hacken und die Champignons fein würfeln. Die frischen Kräuter fein hacken.Die Linsen abtropfen lassen und gut waschen. Das Öl in der Pfanne erhitzen und die Zwiebeln darin ca. 4 Minuten anbraten. Die Hitze etwas reduzieren und den Knoblauch dazugeben und mit anbraten. Die gehackten Gewürze dazugeben und ca. 1-2 Minuten mit anschwitzen und dann den Lauch und Sellerie dazugegeben und ebenfalls mit anbraten.Wenn der Lauch etwas eingefallen ist, die Maronen, Karotten, den Apfel und die Champignons dazugeben und alles ca. 3 Minuten anbraten. Die Linsen, Traubensaft oder Rotwein, Tamari und Salz dazugeben und den Pfanneninhalt ca. 5 Minuten köcheln lassen.Die Linsenpfanne mit dem Kochlöffel etwas zerdrücken, damit alles gut zusammenhält. Es soll kein Brei entstehen, aber die Linsen sollten schon etwas zermantscht sein. Die Linsenpfanne nun gut abschmecken. Schmeckt sie jetzt, schmeckt sie auch als Braten. Also gerne mit mehr Gewürzen, Rauchsalz oder Tamari nachwürzen.Nun die Haferflocken oder die alten Bratstücke und Leinsamen unterheben und gut vermengen. Den Backofen auf 180 °C Umluft vorheizen.Den Inhalt der Pfanne in eine mit Backpapier ausgelegte tiefe Kastenform (ca. 30 cm) füllen und mit den Händen oder mit einem Spatel fest in die Form drücken.Den Braten im Backofen unbedeckt ca. 50 Minuten backen. Den Braten dann mit dem Backpapier vorsichtig aus der Form lösen und ohne die Backform weitere 15 Minuten backen, damit die Kanten knusprig werden.Der Braten ist etwas fragil, also beim Anschneiden gerne großzügige Stücke verteilen.

Natürlich könnt ihr auch einfach ca. 300 g Linsen frisch kochen. Hierfür eignen sich braune Linsen (Berglinsen) oder Tellerlinsen am besten. Rote Linsen sind für den Braten nicht geeignet.

Der Braten kann prima am Tag vorher vorbereitet werden und über Nacht im Kühlschrank in der Backform auf seinen Einsatz warten. Ich bestreiche ihn vor dem Backen am nächsten Tag noch einmal mit etwas Öl bevor ich ihn backe.



Bitterer Wintersalat

Für den bitteren Wintersalat4 Handvoll gemischte Wintersalate (z.B. Radicchio, Grünkohl, Portulak, Löwenzahn, bekommt man am ehesten am Bio- oder Demeterstand auf dem Wochenmarkt)30 g PinienkerneFür das Salatdressing1 Knoblauchzehe1 TL grobkörniger Senf3 EL natives Olivenöl3 EL heller Balsamicoessig½ TL Kakaopulver (optional)1 TL roher Honig1 Prise KreuzkümmelMeer- oder Steinsalz und Pfeffer

Alle Zutaten für das Dressing miteinander vermengen. Die Pinienkerne ohne Fett in einer Pfanne goldbraun rösten. Den Salat gut waschen und in mundgerechte Stüche schneiden. Alles zusammen servieren.


Rosenkohl auf Tahin-Sauce

Für den Rosenkohl750 g Rosenkohl2 EL Balsamico-Essig1 EL Tamari (oder Sojasauce)1 EL Sesam- oder Olivenöletwas weißer oder schwarzer Sesam zum BestreuenFür die Tahin-Sauce100 g Tahin2 Knoblauchzehen2 TL Honig (lecker ist auch Dattelsirup oder Dattelsüße)eine gute Prise Meer- oder Steinsalz6-8 EL Wasser

Den Rosenkohl waschen, die harten Enden abschneiden und den Kohl halbieren. Die Hälften in einer Schüssel mit den restlichen Zutaten gut vermengen.Den Backofen auf 180 °C Umluft vorheizen und den Rosenkohl darin 20-25 Minuten rösten.Für die Tahin-Sauce die Knoblauchzehen pressen und mit den restlichen Zutaten in einer Schüssel vermengen. Das Wasser esslöffelweise unterheben, bis die Sauce die gewünschte Konsistenz hat.Den Rosenkohl auf einem Bett aus Tahin-Sauce anrichten und mit Sesam bestreuen oder die Sauce einfach so zum Rosenkohl reichen


Dattel-Bratensauce

2 rote Zwiebeln2 Schalotten2 Rosmarin-Zweige4 Salbeiblätter6 Champignons2 Datteln (entkernt)2 EL Olivenöl2 EL Buchweizenmehl (oder Dinkelvollkorn oder Dinkelmehl Type 1050)2 Lorbeerblätter600 ml Wasser1 TL Gemüsebrühepaste (oder gekörnte Brühe)100 ml Rotwein2 TL Senf (ich habe grobkörnigen genommen)4 EL Tamari

Die Zwiebeln und Schalotten schälen und fein hacken. Den Rosmarin und den Salbei fein hacken. Die Champignons und die Datteln fein würfeln.Das Olivenöl in einem Topf erhitzen. Die Zwiebeln dazugeben und ca. 4 Minuten anbraten, dabei so wenig wie möglich umrühren, damit gute Röstaromen entstehen. Die Pilze dazugeben und ebenfalls ca. 2-3 Minuten einfach nur mitanrösten ohne umzurühren. Rosmarin und Salbei und gehackte Datteln hinzufügen und kurz anbraten.Nun das Mehl dazugeben und kurz aber gut vermengen. Nach und nach mit Gemüsebrühe ablöschen und den Rotwein oder Traubensaft, Senf und Tamari und die Lorbeerblätter hineingeben. Alles einmal aufkochen und ca. 5 Minuten konstant umrühren. Die Hitze reduzieren und die Sauce ca. 15-20 Minuten reduzieren lassen. Die Lorbeerblätter entfernenDie Sauce anschließend mit einem Pürierstab oder in einem hitzebeständigen Mixer pürieren.


Lebkuchen-Brownies

1 EL gemahlene Leinsamen2 EL Wasser120 g Dinkelvollkornmehl (oder 250 g Buchweizenmehl für die glutenfreie Variante)130 g Dinkelmehl Type 1050 (weglassen bei der glutenfreien Variante)40 g Kakaopulver2 TL Lebkuchengewürzeine Prise Meer- oder Steinsalz100 g Kokosblütenzucker30 g Zuckerrübensirup100 g natives Kokosöl220 ml glutenfreie Hafermilch

Den Backofen auf 180 °C Umluft vorheizen.Die Leinsamen mit dem Wasser verrühren und zum Andicken ca. 10 Minuten zur Seite stellen. Das Mehl, Lebkuchengewürz, Meer- oder Steinsalz und Kokosblütenzucker in einer Schüssel vermengen. Das Kokosöl in einem Topf schmelzen und das Kakaopulver darin mit einem Schneebesen klümpfchenfrei verrühren. Die Hafermilch und die Molasse dazugeben und alles gut mit dem Schneebesen vermengen. Zum Schluss kurz die Leinsamen unterrühren.Die flüssigen zu den trockenen Zutaten geben und alles kurz aber sorgfältig mit einem Kochlöffel verrühren.Die Browniemasse in eine eingefettete oder mit Backpapier ausgelegte Backform geben und mit einem Spatel glattstreichen. Ggf. mit grobem Meersalz bestreuen und ca. 25-30 Minuten backen.



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