Finanzen & Sparen
Wie spannend ist das denn:
Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können. Autorin Natascha Wegelin erklärt’s im Interview Schritt für Schritt.
von Stefanie Luxat - 30.08.2018
Es saß mir lange wie ein Monster im Nacken: Das Thema Finanzen. Vorsorge. Rente. Kinder absichern. Argh. Igittt.
Ich bin da schon recht weit, organisiert und informiert, aber ähhh, nee, puh, bah, es machte am Anfang nicht viel Freude. Doch sobald man das große Ganze verstanden hat und die ersten kleinen Erfolge feiert, fängt es an, sogar etwas Spaß zu machen. Wenn man die Unterlagen zusammen hat, alles schön ordentlich abgeheftet, Häkchen hinter, keine Sorgen mehr machen, nicht mehr dieses fiese Gefühl im Nacken haben. Leben.
Weil dieses Thema mich bewegt, ich mit meinen Freundinnen darüber spreche, es auch schon Anfragen von Leserinnen gab, ob ich mich dieses Themas mal annehmen könnte, habe ich es getan. Ich habe noch schnell in Berlin am Wochenende Natascha Wegelin, 32, zum Interview getroffen. Die hat gerade das sensationell gute Buch „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“ (*Affiliate Link) geschrieben und bloggt als Madame Moneypenny. Ich hatte eigentlich überhaupt gar keine Zeit dafür, aber wow, hat sich das gut angefühlt, ihr Buch zu lesen, von ihr zu lernen und mit ihr über eure und meine Sorgen zu sprechen. Lieber Weise hatten viele von euch ja auch noch Fragen über Instagram geschickt. Mittlerweile, eine Woche nach Erscheinen, ist Nataschas Buch bereits ein Spiegel-Bestseller!
Natascha sagt, die Finanzbranche versucht uns absichtlich zu irritieren, so dass wir den Durchblick verlieren und irgendwas abschließen. Sie kennt die Tricks raus aus der Ich-werde-es-doch-eh-nie-verstehen-Ohnmacht und erklärt supersimpel, wie man sogar Spaß an dem Thema finden kann.
Liebe Natascha, mir ist etwas schwindelig, ich habe gestern dein Buch in einem Ruck durchgelesen. Habe einer meiner größten Ängste in die Augen geschaut, dem Thema Vorsorge und ihr die Stirn geboten. Das Schlimmste habe ich somit hinter mir, richtig?
Absolut! Das Schwierigste ist immer der Anfang, der Einstieg. Wie bei allem, was man neu lernt. Aber wenn man ein Mal für sich entschieden hat: Das ist ein wichtiges Thema, ich will mich darum kümmern und sich ein Hilfsmittel sucht wie ein Blog, ein Buch, einen Podcast zum Thema – was auch immer! – dann ist das Schlimmste schon geschafft. Welche Aktien man dann nachher kauft et cetera, das ist dann nur noch Wissensaneignung, wie wenn man eine neue Sprache lernt. Es gibt Regeln und Vokabeln, die man lernen muss und dann kann man schon mitquatschen.
Das Worst-Case-Szenario gleich mal vorweg – was passiert, wenn man sich nicht um das Thema kümmert?
Die Altersarmut. Für viele ist das noch weit weg. Manche denken auch: Das geht mich nichts an, das passiert nur den Armen in Deutschland – Pustekuchen! Die Altersarmut ist das Problem der Mittelschicht, mein Problem, dein Problem, unseres.
Mit einem guten Nettoeinkommen von um die 2.500 Euro ist man da genau drin. Die Unterschicht ist sozial versorgt und die wissen eh schon wie man mit irre wenig lebt. Zu glauben, dass der Staat das für uns regeln wird, ist sehr gefährlich und naiv.

„Wenn wir nicht im Alter Flaschen sammeln wollen, müssen wir selbst aktiv werden.“ -

Du hast Betriebswirtschaftslehre studiert, aber standest vor gerade mal drei Jahren selbst noch ohne großes Wissen zum Thema Finanzen da. Wie hast du es geschafft, eine Expertin zu werden?
Mein Aha-Effekt kam mit einer Provisionsberaterin, die mich ziemlich viel Geld gekostet hat. Ich war zu bequem, zu naiv, um nachzuhaken, habe mir von ihr eine private Rentenversicherung aufquatschen lassen. Ich habe immer schön 300 Euro im Monat über circa drei Jahre eingezahlt und dachte irgendwann: Wie komisch, dass ich gar nicht weiß, was das ist und was es mir bringt. Dann habe ich von einer unabhängigen Honorarberaterin mich noch mal beraten lassen. Die von mir bezahlt wird, also es nicht nötig hat, mir irgendwelche Versicherungen zu verkaufen. (Über diesen Link findet ihr eine in eurer Nähe) Wir sind alle Unterlagen durchgegangen und da wurde mir bewusst, dass von den 300 Euro monatlich nicht 300 Euro in meine Vorsorge, sondern ungefähr die Hälfte für Kosten, wie eben diese Provisionsberaterin, draufgehen. Das steht auch irgendwo im Kleingedruckten, liest sich nur nie jemand durch.
Wie bist du heute aufgestellt?
Ich habe meine eigene Firma wg-suche.de, darüber haben wir eine kleine betriebliche Altersvorsorge organisiert, ich bin weder gesetzlich noch privat rentenversichert, ich mache das alles komplett über Aktienfonds, ETFs – das sind Exchange Traded Fonds, kurz gesagt mehrere Aktien in einem bösenorientierten passiven Fond zusammengefasst. Das Wissen dazu habe ich mir alles selbst angeeignet. Ich bin der Meinung, man muss wissen, was man tut, gerade an der Börse. Das erkläre ich auch alles Schritt für Schritt in meinen Ebooks und Online-Kursen. Das ist wie im Straßenverkehr, da gibt es auch Regeln, läuft man nicht einfach über die Straße und wundert sich, dass man totgefahren wird.
Und die ETFs sind nicht wieder so ein Hype wie Lebensversicherungen und Bausparverträge, die Jahre später nicht mehr so viel wert sind wie gedacht? Die Frage hat eine meiner schlauen Leserinnen gestellt.
Bei einem ETF gibt es niemanden übergeordnetes, der einfach mal die Regeln bestimmen kann, je nach Laune. Es sind Aktien, deren Wert vom Markt her bestimmt wird. Von der Weltwirtschaft. Man zahlt für die ETFs pro Jahr einen kleine Gebühr an die Fondgesellschaft, aber das ist nur 0,3 Prozent oder so, nicht zu vergleichen mit anderen Fonds, die locker bei 2% liegen. Wenn man in zwei, drei ETFs investiert, hat man mehrere tausend Aktien, die für einen arbeiten. Der Schlüssel ist: breite Diversifizierung, große ETFs, von verschiedenen Fondgesellschaften angeboten – auf je mehr Schultern es verteilt ist, umso besser. Der zweite Trick ist die Langfristigkeit: mit Aktien kannst du über 15 Jahre historisch gesehen keinen Verlust machen.
Dein Buch und auch deine E-Courses richten sich ausschließlich an Frauen – ist das Thema so geschlechtsspezifisch? Sind viele Männer nicht genau so ahnungslos wie wir? Ich hab doch auch nichts davon, wenn ich nachher top aufgestellt bin finanziell, aber mein Mann in die Altersarmut rutscht...
Für uns Frauen kommen einfach viel mehr Themen zusammen: Babypausen, wir verdienen weniger – deshalb habe ich mich entschieden, mich auf Frauen zu konzentrieren. Ich hab das Gefühl, dass es für Männer einfach schon so viel gibt. Der Optimalfall ist natürlich, dass das Paar das Thema gemeinsam angeht. Es geht schon los beim Zusammenziehen und der Kontenwahl.
Da empfiehlst du ein sogenanntes Drei-Konten-Modell.
Dafür nimmt man sich ein gemeinsames Konto, auf das erstmal alle Gehälter kommen und wovon die gemeinsamen Kosten für Miete et cetera abgezogen werden. Auch für Kinder. Und dann bekommt noch mal jeder Partner einen festen Betrag auf ein eigenes Konto ausgezahlt und kann damit machen, was er will. Es gibt immer noch viele Frauen, die kein eigenes Konto haben.
Gibt es nicht...
Oh doch. Der Mann hat dann nur die EC-Karte. Ich habe diese Frauen in meinen Seminaren sitzen und die sind nicht alle Mitte 50. Sie haben es von ihren Eltern halt nie vorgelebt bekommen. Meine Mutter hat bis heute kein eigenes Konto. Deshalb rate ich immer allen: Unterhaltet euch. Besprecht, was euch wichtig ist. Wollen wir viel Geld für Urlaub ausgeben und deshalb weniger für Miete. Oder andersherum? Wollen wir Kinder? Ein Haus bauen?
Es gibt aber ja auch viele Frauen, die sich bereits gut aufgestellt und einen guten Job haben – ist es für die nicht sogar besser, ihr eigenes Konto zu behalten und für gemeinsame Kosten ein anderes Konto anzulegen?
So kann man es natürlich auch machen. Das Wichtigste ist einfach, dass beide etwas eigenes noch zusätzlich haben.
Auch beim Sparen denkst du quasi rückwärst: Du empfiehlst am Monatsanfang Geld für sich selbst wegzulegen per Dauerauftrag. Nicht am Monatsende zu schauen, was noch übrig ist und damit zu arbeiten.
Ich habe so oft gehört: „Ich kann ja nichts sparen, es ist ja nichts übrig.“ (lacht) Deshalb empfehle ich, alles, was man zur Seite legen oder investieren möchte, gleich am Anfang des Monats zu überweisen.

„Ich habe mal gelernt: Immer sich selbst als erstes bezahlen.“ -

Viele Leserinnen haben gefragt, wie man sich während der Elternzeit oder später auch in Teilzeit absichert. Ich mag deine Idee, die du im Buch beschreibst von dem Gehalt an den finanziell schlechter gestellten Partner. Sprich, der die Kinderbetreuung übernimmt.
Einen gewissen Ausgleich muss es geben, ja, auf jeden Fall. Die Person, die sich um die Kinder kümmert, kann in der Zeit ja kaum Geld verdienen, nichts ansparen, während die andere Person ihre Karriere vorantreibt. In der Teilzeit geht das Gehalt der Frau ja oft direkt für die Kinderbetreuung drauf. Das muss man natürlich ausgleichen. Man muss einfach aufpassen, dass der andere nicht so runterkracht, das Gefälle nicht zu groß wird. Vielleicht muss einer von beiden ja auch irgendwann mal Eltern pflegen oder man selbst wird krank, dann hilft man sich in meiner Vorstellung von Partnerschaft auch gegenseitig.
Wenn man sich nun also endlich traut, seinen Finanzen und seine Vorsorge wirklich mal auf den Prüfstand zu stellen, ob man gut aufgestellt ist oder auch erst einfach damit anzufangen – welche Schritte sind dafür am wichtigsten?
Der erste Schritt ist aufzuschreiben, was man hat an Vermögenswerten (Bausparvertrag von Papa, Aktienpaket von Oma...) und die den Schulden (Studienkredit, Kredit fürs Auto etc.) gegenüber zu stellen. So kommt man auf sein Nettovermögen. Dann kann man seine täglichen Einnahmen und Ausgaben, die fixen und variablen auflisten – eine kleine Inventur mit dem eigenen Leben machen. Dabei hilft es auch, ein paar Monate ein Haushaltsbuch zu führen. Auch wichtig ist einen Notgroschen einzukalkulieren und auf ein Tagegeldkonto zu legen. Mindestens drei Monatsgehälter würde ich für Kündigungen, Krankheitsfälle et cetera zur Seite legen. Damit ist man schon mal einen großen Schritt weiter.
Eine gratis Status-Quo-Übersicht findet ihr hier. Ein gratis Haushaltsbuch hier.
Jetzt weiß ich wo ich stehe und kaufe schnell was – richtig? Es kaufen doch gerade alle wie wild Immobilien...
Meiner Meinung nach ist ein Eigenheim eher eine Lifestyle-Entscheidung statt eine schlaue Altersvorsorge. Etwas, das dir Vermögen einbringt, schafft Geld zu dir. Ein Eigenheim, in dem ich wohne, da gibt es keinen Cashflow zu mir. Es heißt zwar immer, man müsse dann keine Miete mehr bezahlen, aber dafür zahlt man ja 40 Jahre den Kredit ab. Das sieht dann immer keiner. Beim Eigenheim hast du dann natürlich noch die Reperaturen, alle zwanzig Jahre brauchst du eine neue Heizung, dann muss das Dach neu – das bezahlst halt alles du, in der Mietwohnung hat man das nicht. Was natürlich noch immer die beste Option ist, um sein Geld zu vermehren, ist, eine Immobilie zu kaufen und diese zu vermieten. Dann zahlen deine Mieter den Kredit ab. Und Reparaturen sind steuerlich absetzbar, weshalb man circa nur die Hälfte zahlt.
Okay, dann habe ich gelernt: Stelle dich finanziell niemals nur auf ein Bein, also kaufe ich Aktien, am besten Aktien-Fonds, am allerbesten ETFs.
Genau, sonst hat man ein Klumpenrisiko, so nennt man das. Und jetzt kommt’s: So ein Aktienfond macht schon ab 25 Euro pro Monat Sinn, technisch ist das dann möglich. Es macht eben keinen Sinn, abzuwarten bis man 1000 Euro hat und alles auf ein Mal zu investieren. Weil: In der Zeit, in der du wartest, sitzt das Geld da und verfällt. Mit 25 Euro im Monat kann man in 30 Jahren schon 40.000 Euro machen. Davon kann man im Alter nicht leben, aber es geht ums Anfangen und Ausprobieren. Wenn man gelernt hat, wie das geht mit den Aktien, kann man ja Stück für Stück auch mehr investieren, das ist natürlich der Hebel, um mehr zu verdienen. Der Trick ist später, wenn man dann im Rentenalter ist, die goldene Aktien-Gans nicht zu schlachten, sondern von ihren goldenen Eiern leben zu können.
Solche Aktien-Fonds lassen sich am besten über Online-Banken handeln. Wo finde ich die passende Bank dafür?
Ich habe zum Beispiel bei der ComDirect und bei der OnVista Depots. Man muss sich ja auch etwas danach richten, welche Bank welches Depot anbietet. Bei mir aufm Blog habe ich da noch Tipps zusammen gestellt, hier klicken.
Wann ist eigentlich das beste Alter, um mit dem Thema Rentenvorsorge anzufangen? Sollten wir schon jetzt für unsere Kinder vorsorgen?
Ja, das wäre gut. Es gibt so genannte Junior-Depots, in die die Eltern monatlich einzahlen können und die werden dann später an das Kind übergeben.
Wie stellt man  fest, ob man rententechnisch schon gut genug aufgestellt ist oder nicht? Stichwort Rentenlücke?
Das kann die unabhängige Honorarberaterin oder auch die Verbraucherzentrale für einen ermitteln. Oft sind die Rentenbescheide auch fehlerhaft, auch ganz spannend. Auf jeden Fall schauen die die Papiere, die man mitbringt durch und beraten einen, was noch Sinn macht und was nicht. Die können einem auch ganz konkret sagen, ob für einen Riester Sinn macht oder nicht. Das sind ja Entscheidungen, die sehr persönlich aufgrund der Lebensverhältnisse sind.
Falls alle Leserinnen an dieser Stelle schon schwer ein und ausatmen, lass uns ihnen kurz Mut machen: Wie geil ist es, wenn man das Thema Finanzen endlich für sich geklärt hat? Das ist doch wie eine Herz-Diät, bei dem man unnötige Kilos verliert, oder?
Total! Es hat ja alles im Leben mit Geld zu tun, ob man Kapitalismus doof findet oder nicht, so ist es ja nun mal. Wenn man an dieses Thema aber endlich mal einen fetten Haken gemacht hat, ist das eine riesige Last, die von einem fällt. Man bekommt auch so ein riesiges Selbstbewusstsein dadurch. Auch für andere Lebensbereiche: Mit dem Partner ist man plötzlich mehr auf Augenhöhe. Man muss in keiner Ehe bleiben, weil man sich finanziell abhängig fühlt. Im Job verhandelt man ganz anders, weil man seine Kosten kennt und für den Notfall ein Polster hat.
Du schreibst auch: Geldsorgen machen dumm.
Ja, das nimmt dir Energie von allem weg. Viele sagen auch, Geld löse nicht alle Sorgen, aber wenn man sich einen Monat mal eine Liste machen würde, was einem Sorgen macht und wieviele sich davon mit Geld lösen lassen, dann geht einem ein Licht auf. Vieles lässt sich mit Geld retten, leider.
Da werfe ich noch eine Leserinnen-Frage ein. Eine Frau fragte: „Was muss ich beachten, wenn ich mich trennen möchte?“
Oh ja, das ist anscheinend was im Argen. Schritt eins wäre zu schauen, wie man organisiert ist. Was gibt es für Konten, was ist da drauf, wer hat Zugriff. Wo sind unsere Unterlagen über unsere Finanzen, sich davon schon mal Kopien anfertigen, falls noch nicht geschehen. Alles zusammen zu suchen, wofür am Tag der Trennung die Nerven nicht mehr da sind und plötzlich einer mit oder ohne Unterlagen die Wohnung verlässt. Wenn noch Zeit ist, unbedingt sich beraten lassen, zum Beispiel über eine Honorarberaterin wie man aufgestellt ist. Sich mit einer Anwältin besprechen, was für finanzielle Fragen auf einen zukommen. Das Wissen hierüber hilft nachher bei den Scheidungsverhandlungen. Nur, wenn man weiß, wo man steht, was man hat oder eben auch nicht, kann man mit dem (Ex-) Partner verhandeln finanziell und hat nicht erst nach der Scheidung das böse Erwachen. Und an alle die noch nicht verheiratet sind: Macht Eheverträge! Ist unromantisch, aber sehr schlau.
Einer deiner Tipps lautet auch: Rückwärts denken. Sprich: sich überlegen, was man erreichen möchte mit seinem Geld, wie viel man wann gern hätte. Welche Summe man dafür jetzt monatlich investieren müsste und diese dann rückwärts zu rechnen.
Wenn ich im Alter zum Beispiel gern 5.000 Euro hätte, dann kann man auch über Rechner im Internet mit etwas Vorwissen ermitteln, was man dann jetzt dafür schon investieren müsste. Das Blöde ist nämlich, wenn man sich mit Mitte 50 überlegt, man hätte gern in 10 Jahren 5.000 Euro monatlich, dann ist die Zeit einfach zu knapp dafür. Ich arbeite nur mit Zielen. Nur wenn man die kennt, kann man überlegen, wie man dahin kommt.
Eine Leserin fragte, ob es mit 50 schon zu spät ist mit der Rente anzufangen.
Nein! Überhaupt nicht! Es ist nicht mit 18 zu früh und mit 50 zu spät und 25 Euro sind auch nicht zu wenig.

„Geld vermehren macht immer Sinn.“ -

Aktien brauchen eine circa 15jährige Langfristigkeit. Wenn sie jetzt damit anfängt, hat sie doch schon mal was mit 65. Und wenn sie sich jetzt über ihre Finanzen klar wird, kann sie sich beruflich doch wenn nötig noch einen Zweitjob oder ähnliches suchen.
Du plädierst auch sehr für einen Zehnjahresplan, wo sich mir alle Fußnägel hochstellen, weil ich denke: Woher soll ich denn wissen, wo ich dann bin und was ich will?
Ja, das geht vielen so, es ist nur völlig egal wo du bist. Es geht darum, einen gewissen Lebensstandard zu halten und einen Puffer aufzubauen für später. Wenn man dazu die passenden Zahlen und Sparziele hat, wird das alles viel greifbarer. Wo du dann lebst, ist wuppe.
Die Frage, die auch aufkam war: Was mache ich mit Rentenversicherungen, die ich schon habe, aber mir jetzt klar wird, da habe ich leider Mist abgeschlossen – behalten oder abwerfen?
Von einer Honorarberaterin prüfen lassen und wenn die Versicherung nichts kann: Abwerfen. Sich selbst dafür verzeihen und neu starten. Weil: sonst steckt man noch mehr Geld in den Müll, das Geld ist ja eh schon weg. Nächstes Mal schlauer machen!
Einer meiner Lieblingspunkte in dem ganzen Thema ist das Humankapital. Fällt darunter auch mein Gedanke, mich in ein recht teures Hotel einzubuchen, weil ich hier super arbeiten kann, alle mich gern besuchen kommen, ich also Taxigebühren spare, es göttliches Essen gibt, wodurch ich glücklich bin und auf gute neue Jobideen komme?
In meiner Welt schon. Das ist ja etwas, was dich besser macht, du schläfst besser, hast deine Ruhe, verschwendest keine Zeit, bekommst keine schlechte Laune, bist hochproduktiv.
Meine Idee war auch, wenn wir all diese Nervthemen wie Finanzen, Versicherungen und vieles mehr geregelt haben, fliegen wir zur Belohnung nach New York. Das nur als Extrembeispiel, dass es ja nicht heißt, nur weil man spart, sich plötzlich nichts mehr gönnen zu können.
Genau. Da muss jeder ein Model für sich finden. Für mich ist Humankapital auch Erholung, Bildung, Ernährung. Oder wenn ich mit dem Taxi nach Hause fahre und eine Viertelstunde früher da bin. Dann kann ich früher schlafen und bin erholter. Immer wenn ich etwas investiere, um am Ende etwas Besseres dabei rauszubekommen, ist das schlau.
Man darf aber natürlich auch nicht nur auf Humankapital setzen. Du hast für dich ein spannendes Spar-Model gefunden, mit dem ich zum Beispiel niemals klar käme. Du hast über ein Jahr auf neue Anziehsachen verzichtet.
Ja! Mittlerweile geht das Projekt schon zweieinhalb Jahre. Das Lustige ist: Man bekommt auch Sachen geschenkt. Angefangen habe ich mit Decluttering, habe also sehr stark aussortiert, um zu sehen, was ich habe. Am Anfang war es ein Test für mich, mittlerweile ist es meine Philosophie Geld bewusst auszugeben. Ich brauche gar keine 30 Oberteile...
... brauch ich auch nicht. Aber ich brauche ein paar Anziehsachen, die mir ein gutes Gefühl geben im Job oder auch privat. Kleine Panzer, kleine Anfeuerer, hier und da mal was Neues – ich schwör dir, mit denen an verdiene ich am Ende des Tages mehr Geld als ohne. Weil ich ganz anders auftrete.
Versteh ich total. Ich habe diese beruflichen Situationen auch nicht wie du, mich interessiert mein Äußeres nicht wirklich. Für schickere Momente leih ich mir dann einfach etwas. Es hat mich an mir selbst genervt, dass ich immer auf jeden Sale reingefallen bin. Davon wollte ich mich irgendwann frei machen.
Auf was könntest du denn nicht verzichten?
Gutes Essen. Ich gehe mindestens ein Mal die Woche gut essen. Technikkram! Ich brauche immer das neueste Iphone. Ich gebe auch sehr viel Geld für Bücher aus. Urlaube und Wellness – da würde ich niemals sparen.
Liebe Natscha, herzlichen Dank für das informative Gespräch und all deine Tipps! Und herzlichen Glückwunsch zum Einzug in die Spiegel-Bestseller-Liste!
Erstes und zweites Foto - Schønlein Media, drittes - Jacqueline Häußler

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