Mode & Beauty
Neue beste Freunde
Fahrradtauglich – und stilsicher? Modekolumnistin Marlene Sørensen weiß, wie wir diese Kombi hinbekommen.
von Marlene Sørensen - 01.10.2020
Im Leben jeder Frau gibt es stilbildende Momente. Die erste Haartönung. Der erste Kauf, der die eigene finanzielle Schallgrenze durchbricht. Der erste Fahrradhelm.
Ich halte meinen Helm eher für nötig als schön. Da ich nicht zu eitel bin, mir einzugestehen, dass ich gewisse Eitelkeiten habe: Er macht es zu einer größeren Herausforderung, auf dem Fahrrad halbwegs gut aussehend den Herbst und Winter zu überstehen.
Für alles andere, was es braucht, um elegant durch die Stadt zu kommen, habe ich einige lang erprobte Tipps.
Ich fahre wirklich jeden Tag und überallhin mit dem Rad – von zuhause zur Kita, zurück ins Homeoffice, zu Meetings, Essen und anderen Treffen. Meistens mit Helm. Meiner ist von Alpina und trägt sich sehr angenehm. Allein heute sind mir drei Radfahrer mit einem Hövding aufgefallen, der aussieht wie eine lockere Halsmanschette und sich beim Aufprall in einen Airbag für den Kopf verwandelt. Wenn mein Helm ausgetauscht werden muss – sollte man übrigens alle drei bis fünf Jahre tun –, werde ich so einen ausprobieren. Damit würde sich dann auch die Frage erledigen: Welche Mütze unter dem Helm? Dazu später.
Die OUTERWEAR
Im Englischen gibt es den schönen Begriff „hero coat“. Klar, ein Mantel soll praktisch sein, sich nicht in den Speichen verfangen, wärmen, aber bitte auch nicht so sehr, dass man nassgeschwitzt im Büro ankommt. Was er aber auch sollte: Vergnügen bereiten. Ein Mantel, ebenso ein Parka oder eine Daunenjacke, ist das wichtigste Stück in der Herbstgarderobe, denn er lässt jedes Outfit sofort durchdachter, smarter, eben superheld*innenhafter aussehen. Ich besitze zwar schon mehr Mäntel, als sich rechtfertigen ließe, habe mir für diese Kolumne aber direkt noch ein paar weitere geliehen, da ich euch die Marke Embassy of Bricks and Logs aus Essen vorstellen wollte, die ihre Kollektion aus recycelten Materialien und auch darüber hinaus mit Bedacht auf Nachhaltigkeit produziert (was wiederum die Preise erklärt).
Den Parka „Bundaberg“ wollte ich eigentlich in Navy fotografieren, inzwischen habe ich großen Gefallen an dem in Quietschorange gefunden – auf der Webseite heißt die Farbe Mandarin, sie ist trotzdem Quietschorange – und nicht nur, weil ich damit im Berliner Straßenverkehr garantiert auffalle, sondern auch, weil eine unübersehbare Farbe in der grauen Jahreszeit wie ein Stimmungsaufheller wirkt. Was mich zur weißen Jeans bringt. Die mag ich im Winter lieber als im Sommer, denn Weiß belebt Schwarz, Grau oder Navy sofort, und nehme dafür in Kauf, dass sie halt schneller schmutzig wird. Dazu trage ich ein Sweatshirt von Hello Petersen, das nach außen Freiheit erklärt und innen wunderbar flauschig ist, und Sneaker von New Balance. Beides lässt sich leicht gegen Bluse plus Blazer und Schnürschuhe oder Ankle Boots tauschen, wenn es etwas feiner sein soll.
Parka: „Bundaberg“ von Embassy of Bricks and Logs. Dazu kann man den „Bundaberg Inzip“ kaufen, der wiederum in verschiedene Modelle der Marke passt. // Alternative: Oversized-Parka von Arket aus der 2-in-1-Serie, plus Steppjacke zum Einknöpfen. // Da ein Mantel nicht reicht – im Sommer hat man ja auch nicht jeden Tag Lust auf und Anlass zum gleichen Kleid –, empfehle ich für eine breite Auswahl vom „Ich bin der CEO meines Homeoffice“-Look bis zur Ostee-Spaziergang-Daunenweste: Uniqlo, H&M Premium und Cos sowie als Investment Ivy & Oak, Totême und Ganni. // Jeans: Current & Elliott (alt) // Alternative: „Fjellaa Cropped“ von Armed Angels // Pullover: „Liberté“-Sweatshirt von Hello Petersen // Turnschuhe: „990v5“ von New Balance
Der ISOLIERSTOFF
Als es noch Modewochen gab, die nicht vor allem virtuell stattfanden, verbrachte eine befreundete Fotografin jedes Jahr einen Monat lang im Winter damit, Streetstyles zu fotografieren. Ihr Trick, dabei die Contenance zu wahren, den ich mir sofort abgeschaut habe: Thermounterwäsche. Sie nahm immer die aus Merino von Zimmerli, ich komme im Winter nur schwer ohne die Heattech-Linie von Uniqlo aus: Von den Leggings, die man unter dünnere Hosen oder lange Kleider ziehen, aber auch solo tragen kann, über Trägertops bis zu den Silhouette-Shorts, die einen durchaus willkommenen Shaping-Effekt haben.
Das LAYERING
Mein Problem mit Layering, wenn man so etwas überhaupt ein Problem nennen kann: Es wirkt zu kompliziert dafür, dass man morgens siebeneinhalb Minuten zum Anziehen hat. Um es mir zu vereinfachen – denn natürlich hat es Vorteile, mehrere Lagen zu tragen, zum Beispiel den, dass man nicht friert –, denke ich an die drei Kniffe, mit denen Layering modisch und nicht nach Michelin-Männchen aussieht: Die Lagen sollten sich in 1. Material, 2. Dicke und/oder 3. Länge unterscheiden. Sagen wir: ein dünnes Seidencamisole, das zwischen dickem Wollpullover und Jeans hervorschaut, oder ein langes Hemd, das optisch Blazer und Hose unterbricht. Elegant wirkt, wenn man sich dabei an eine Farbwelt in Creme, Braun, Grau hält (oder auch: in Pink, wenn man das liebt).
Mein „hero“ beim Layering ist der Rollkragenpullover, allerdings nicht in der Schurwollvariante für sibirische Temperaturen, obwohl die auch nützlich ist, sondern in der „James Bond auf einem Chalet“-Variante: cremeweiß, dünn, mit 70er-Jahre-Flair. Darin kann man nicht nur Schurken um die Ecke bringen und danach zum Après-Ski wedeln, sondern auch Sommerlooks im Winter brauchbar machen. Ich trage meinen am liebsten unter einem weißen Hemd mit geschoppten Ärmeln, dazu Jeans oder schwarze Hose, tagsüber wie abends, aber er gefällt auch unter einem gemusterten Kleid, zum Pencil Skirt, mit Overall oder einer Latzhose. Und darüber: ein Layering mit verschieden langen Halsketten.
Mantel in Cremeweiß: Ines de la Fressange für Uniqlo // Mantel in Hellgrau: Harris Wharf London (alt) // Alternative: Wollmantel von H&M Premium // Rollkragenpullover: Feinstrick-Rollkragenpullover von H&M // Alternative: Rollkragenpullover aus feiner Wolle in verschiedenen Farben von Cos // Weiße, lange Seidenbluse: Manning Cartell (alt) // Alternative: Oversized-Hemd aus Popeline von Arket // Blazer: Oversized-Blazer aus Wolle von Arket // Schwarze Hose: Zara (alt) // Alternative: „Ayla Pant“ von Dariadéh // Pumps: Zara (alt) // Alternative: „Floret“-Pumps von L.K. Bennett // Jeans: Regular-Stretch-Jeans von Arket // Weißes Baumwollhemd: langes Hemd aus feiner Baumwolle von Uniqlo // Turnschuhe: „990v5“ von New Balance
Ich fahre tatsächlich mit diesen Pumps Fahrrad. Was gar nicht mal so verrückt ist, denn man tritt schließlich nicht mit dem Absatz, sondern dem Ballen und – kleiner Profitrick – rutscht nicht ab, wenn man den Pedalen alte Socken überzieht.
Ach, und für das Problem, welche Mütze modisch und physisch unter den Helm passt, habe ich noch keine Lösung gefunden. Dafür, was bei Helmfrisur hilft, dagegen schon: Trockenshampoo. Das mit Hafermilch von Klorane ist für mich alternativlos. Einmal aufsprühen, durchkämmen, Frisur gerettet.
Und jetzt wünsch ich euch für diesen Herbst viel Rückenwind – in jeder Hinsicht.
Eure

Abo abschließen, um Artikel weiterzulesen

Endlich Ich - Abo

6,90€

Alle Artikel lesen, alle Podcasts hören

4 Wochen Laufzeit, monatlich kündbar
Digitaler Goodie-Bag mit exklusiven Rabatten
min. 2 Live-Kurse pro Woche (Pilates, Workouts, etc.)
Bereits Abonnent? Login