Finanzen & Sparen
Money, money, money:
Was bin ich wert? Und welchen Job kann und möchte ich mir leisten? Mein Vortrag aus Berlin noch mal hier für euch.
von Stefanie Luxat - 09.11.2018
Als mich Edition F für einen Event mit der Sparkasse als Speakerin anfragte zum Thema Altersvorsorge und finanzielle Unabhängigkeit, musste ich erstmal überlegen. Ähnlich wie bei der Anfrage von Amorelie. Über Finanzen wird genau so wenig gesprochen wie über Sex. Dabei kann beides so viel Spaß machen. Gerade, wenn man seinen eigenen, ganz persönlichen Weg findet. Und das Thema nicht tabusiert, sondern darüber spricht.
Das nur kurz vorab: Dieser Blogbeitrag ist nicht gesponsert. Auch mit niemanden abgesprochen. Ich muss nur Werbung darüber schreiben, weil Marken genannt werden. Ich habe für den Vortrag in Berlin von der Sparkasse ein Honorar bekommen, aber damit war es abgegolten. Diesen Blogbeitrag schreibe ich völlig freiweillig, weil ich a) glaube, dass wir mehr über das Thema Geld und den eigenen Wert sprechen sollten, wir Frauen, aber auch die Männer und b) weil ihr es euch gewünscht habt, wie ich über zahlreiche Nachrichten bei Instagram erfuhr.
Dies ist mein zehnminütiger Original-Vortrag, den ich in Berlin natürlich live noch spontan hier und da abgeändert habe.
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Was bin ich wert?
Darüber möchte ich heute gern mit euch sprechen. Weil ich glaube: nur wenn man seinen Wert kennt, kann man gut verhandeln und genügend verdienen.
Ich habe dieses Jahr zu diesem Thema 3 Dinge gelernt, die ich heute mit euch teilen möchte.
Noch kurz zu meinem Hintergrund:
Ich komme aus einer Beamtenfamilie, die sind alle sehr sparsam und sorgen schon irre lange vor. Wohnen in Eigentum in der Kleinstadt.
Ich bin selbstständig, wohne in einer Großstadt, in einer Mietswohnung und muss mir das Thema Vorsorge gerade hart erkämpfen, weil ich es leider etwas verpennt habe. Also nicht das Geld verdienen, das tue ich seit zwanzig Jahren erfolgreich. Ich habe nur bisher nicht genügend davon zurückgelegt für die Rente. Beziehungsweise angelegt.
Das wurde mir klar, als ich einen Honorarberater hinzu zog, der mir meine Versorgungslücke ausgerechnet hat. Jetzt frag ich mich, wie ich in den nächsten 25 Jahren eine sechststellige Summe durch kluge Geldanlage erreichen kann, damit ich meinen heutigen, gar nicht mal so luxuriösen Lebensstandard halten kann im Alter. Also später statt Flaschen sammeln, auch mal ins Kino gehen kann.
Ich habe also dieses Jahr folgendes gelernt:
  1. Ich muss ganz genau wissen, was ich verdienen muss. Und ich muss meine kleinsten Kosten kennen.
Was ich verdiene und wie hoch meine Kosten sind, wusste ich schon immer. Ich hatte in meinem Finanzplan auch eine Rentenvorsorge. Ich wusste nur bisher nicht, dass die für später leider nicht reichen wird. Seitdem ich einen Honorarberater habe, steht dort also eine deutlich höhere Summe, die ich monatlich spare und investiere, um die Versorgungslücke hoffentlich Stück für Stück zu schließen.
Vielleicht haben manche von euch eine Wohnung oder ein Haus gekauft – dazu habe ich etwas Spannendes von meinem Berater gelernt:
Untersuchungen haben ergeben, dass Eigenheimbesitzer im Ruhestand ein größeres Vermögen haben als Menschen, die zur Miete wohnen und nebenbei noch sparen. Das liegt aber nur daran, dass Sie von der Bank quasi gezwungen werden, unter allen Umständen die monatlichen Raten für den Kredit zu bezahlen. Sie können das Geld nicht einfach für andere Dinge ausgeben. Die freiwilligen Sparer können schon – und tun das eben im Durchschnitt auch. Wenn man es aber schafft, dieses sehr langfristige Sparen – oder noch besser anlegen – konsequent durchzuhalten und nicht zwischendurch das angesparte Kapital anzugreifen, kann man langfristig mindestens das gleiche Vermögen erreichen.
Seit dieser Erkenntnis führen wir u.a. ein Haushaltsbuch, was ich früher als hochspießig abgetan habe. Es ist einfach nur ein Notizbuch, in das wir täglich unsere kleinen Kosten eintragen. Die großen Kosten sind wir vorher noch mal extra durchgegangen, auf der Suche nach Verbesserungsideen. Das Haushaltsbuch hilft ungemein zu sehen, wofür man wieviel ausgibt. Da tauchen Dinge auf, die mir bisher in meiner Finanzplanung durchgerutscht sind. Es sensibilisiert.

„Unser Ziel ist auf gar keinen Fall, uns den Spaß weg zu sparen.“ -

Viel mehr einen Überblick über unsere Situation und völlig unnötige Kosten zu bekommen. Wenn wir in unser Haushaltsbuch alles eintragen, notieren wir auch immer noch (Ein-) Sparideen: Zum Beispiel mein Amazon Prime-Konto. Weil man mein Mann auch eins hat. Wozu braucht man da zwei? Wenn ich etwas bestellen und kostenlos anliefern lassen will, schick ich ihm den Link. UPDATE: Herzlichen Dank für euren Hinweis, dass man bei Amazon Prime sogar einen Partner eintragen lassen kann, sprich jeder Zugang hat, aber nur ein Mal zahlt! Yeah!
Ebenfalls eingespart habe ich die Kourtney Kardashian-App, die ich nie benutze. Um zwei prominente Beispiele zu nennen, die kostentechnisch vielleicht gering wirken, aber viele kleine Kosten summieren sich zu großen Kosten.
Wir haben alle auftauchenden Kosten in Frage gestellt und sie neu bewertet. Ich kaufe zum Beispiel ein Mal die Woche in einem teuren Bio-Laden ein, aber das werde ich mir weiter gönnen, weil es auf unsere Gesundheit einzahlt und mir gutes Essen sehr, sehr wichtig ist. Das ist mein Gucci. Genau wie bestimmte Beauty- und Mode-Sachen, mit denen ich mich wohler und selbstbewusster fühle, was mir im Job und beim Geld verdienen hilft.
Es gibt also, so halte ich es für mich selbst vereinfacht: gute und böse Kosten.
So habe ich 2. gelernt: Welche Jobs ich mir leisten kann und welche nicht. Was dazu führte, zu erkennen wie viel ich wert bin. 
Seitdem ich weiß, dass ich viel mehr verdienen muss als ich dachte, muss ich genauer schauen, welche Jobs ich mir leisten kann und welche leider nicht.
Und das gilt nicht nur für Selbstständige, sondern auch für Festangestellte. Das gilt auch für Mütter. Gerade für Mütter, weil wir noch viel weniger Zeit zum Arbeiten haben als viele andere.
Ich habe, als ich noch viel für Magazine als freie Journalistin gearbeitet habe, oft zu hören bekommen: „Ah, du bist so teuer. Dich können wir uns gar nicht leisten.“ Bullshit. Ich bin sehr gut ausgebildet in diesem Beruf, habe viel Erfahrung, ich spare dem Chefredakteur, der viel teurer ist als ich, sehr viel Arbeit mit meinem Job. Helfe ihm (oder ihr) beim Geld zu verdienen. Wenn das nicht erkannt wird, bin ich dort nicht am richtigen Platz.

„Dann kann ich mir den Job nicht leisten.“ -

Kommt eine Firma auf mich zu, möchte mit mir zusammen arbeiten und nennt ein Honorar, das nicht meinem Tagessatz entspricht, mit dem ich mein Ziel nicht erreichen werde, muss ich den Job leider ablehnen.
Ich kann mir diesen Job nicht leisten.
Ich kann mir den Job auch emotional nicht leisten – weil ich weiß, dass meine Arbeit viel mehr Wert ist als sie bereit sind zu zahlen. Das wird zu schlechter Laune führen und mich demotivieren, genau wie mein Konto.
Ich möchte mir solche Jobs also auch gar nicht leisten, weil ich es mir wert bin, es nicht zu tun. Vielleicht hilft euch da der L’oreal-Jingle im Ohr zur Motivation: Weil ich es mir wert bin!
Die Zeit kann ich besser nutzen, um mir zu überlegen, wie ich in Zukunft mit einer größeren Idee mehr Geld verdiene. Am besten so, dass ich persönlich ab einem bestimmten Zeitpunkt gar nicht mehr viel dafür tun muss. Passives Einkommen nennt man das. Ein Mal Aufwand reingeben und die Idee dann für sich arbeiten lassen. Das kann das Entwickeln eines Produkts sein, das sich irgendwann von alleine verkauft. Ohne, dass man selbst noch jeden Handgriff selbst machen muss.
Es geht ums größer denken, um Größeres zu erreichen. Aus dem Kleinklein raus zu kommen.
Jetzt, wo ich weiß, was ich noch für ein großes Vermögen aufbauen muss, um bis an mein Lebensende abgesichert zu sein, kann ich mir kleine Ideen nicht mehr leisten. Ich muss jetzt größer denken, was ehrlicher Weise sogar Spaß macht!
Und bitte nicht falsch verstehen: Ich nehme jetzt nicht nur noch Jobs an, hinter denen viel Geld steckt. Ich lehne ehrlich gesagt mehr als 90 Prozent dieser Anfragen ab, weil ich mir meine Glaubwürdigkeit sonst kaputt machen würde. Was nicht an dem Geld liegt, sondern der seltsamen Sichtweise vieler Unternehmen auf ihre Zielgruppe. Ich möchte gute Geschichten und von echten Erlebnissen erzählen und keine platte Werbung machen.
Geld verdienen und haben sollte Spaß machen. Ich kenne so viele Frauen, die noch nicht fair für ihr Können bezahlt werden. Die aber auch zu unsicher sind, es einzufordern. Weil sie zum Beispiel denken: Ach, der Job macht mir aber doch so viel Spaß. Umso besser! Dann macht man ihn besonders gut und das sollte der Chef dringend wissen und finanziell würdigen. Weil gerade die guten Arbeitnehmer, die es wirklich drauf haben, oft fälschlicherweise denken, alle seien so gut. Sind sie nicht! Gute Mitarbeiter, die loyal, zuverlässig, engagiert und talentiert in ihrem Job sind, sind selten und pures Gold für Arbeitgeber. Also lasst euch entsprechend bezahlen.
Seht euren Job bitte nicht als Hobby, sondern als Absicherung für jetzt und die Zukunft. Besonders als Mütter. Ich höre so oft: Ich bin so dankbar, dass mein Arbeitgeber mich als Mutter überhaupt noch nimmt.
Da halte ich es mit Gründerin Verena Pausder, die ich vor kurzem interviewt habe, sie sagt:

„Mütter in Teilzeit, gehören Vollzeit bezahlt.“ -

Weil sie eh genau so viel arbeiten wie Vollzeitkräfte und weil sie sonst finanziell zu weit zurückfallen.“
Das gilt natürlich ähnlich für Väter in Teilzeit. Das ist vielleicht noch nicht überall sofort umsetzbar, aber es sollte eins unserer Ziel werden.
Und da sind wir auch schon bei dem 3. Punkt, den ich gelernt habe, dieses Jahr: Man muss Fragen stellen, um seinen Marktwert zu kennen.
Über Geld zu sprechen, darin sind viele leider nicht gut. Ich werde euch heute auch nicht genau sagen, was ich verdiene oder wieviel ich neuerdings spare, darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, in seinem Jobbereich eine Vertrauensperson zu finden, mit der man sich zu diesem Thema ehrlich austauschen kann. Das funktioniert wunderbar. Ich spreche mich mit Kolleginnen und Kollegen regelmäßig ab, was sie für Vorträge dieser Art oder andere Aufträge nehmen oder wie viel sie Mitarbeitern und Fotografen zahlen. Nur so weiß ich, wo ich im Markt stehe.
Was ich hingegen nicht mag, ist ausgefragt zu werden. Sprich statt, dass ein Austausch stattfindet, jemand zu mir kommt und alles von mir en detail wissen möchte, aber selbst nichts verrät oder anbietet im Tausch. Das sind oft hart erarbeitete Fakten, für die man im Lernprozess viel Schmerzensgeld bezahlt hat als Selbstständige.

„Wenn man über Geld spricht, sollte dies auf Augenhöhe passieren.“ -

In einem Umfeld, in dem klar ist: Ich helfe dir und du hilfst mir. Deshalb am besten unter Kollegen darüber sprechen, so dass beide Seiten davon profitieren. Wir machen das unter Freundinnen und Kolleginnen/Kollegen regelmäßig als Beratungs-Quickies.
Welchen Rat ich aber gern kostenfrei weitergebe ist dieser: Ich werde oft von Firmen, gern auch von Start-Ups angesprochen, ob ich ihnen bitte bei der Bewerbung ihrer Produkte helfen könnte. Sie hätten leider kein Geld, aber es wäre echt so lieb von mir, wenn ich helfen würde. Man würde doch so kämpfen...
Freunden und Menschen, die wirklich Hilfe brauchen, helfe ich jederzeit. Was mich bei diesen Anfragen nur stört ist, wenn ich dann plötzlich sauteure TV-Spots und ähnliches von denen sehe und merke: Sie wollten einfach nur sparen.
Dazu stelle ich mir immer vor, wie jemand bei Prada herein marschiert. Der Verkäuferin die Hand schüttelt, freundlich sagt: „Ich habe leider kein Geld, aber das Kleid ist so schön, das nehme ich jetzt so mit! Danke! “ Versucht raus zu spazieren – und, genau, die Alarmanlage springt an.
Bitte hört auf eure Alarmanlagen. Seid Prada, lasst euch nichts klauen, lasst lieber die Kreditkarten an eurer Kasse glühen und investiert in euch und eure Zukunft.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
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Als ich Auszüge aus dem Vortrag bei InstaStories teilte, kam neben viel Zuspruch als Einwand von zwei Frauen, dass mit der Teilzeit sei ein unrealistisches Ziel. Und unfair sei es auch: den in Vollzeit arbeitenden gegenüber und den Nicht-Müttern.
Ich antwortete: "Ich glaube, man braucht Ziele, die zuerst unrealistisch erscheinen, um in der Realität voran zu kommen. Weil dann alte Muster aufgebrochen und diskutiert werden. Wenn wir immer nur daran festhalten, was alles (angeblich) nicht geht, kommen wir nicht voran. Warum nicht das Undenkbare ausprobieren und dabei lernen?"
Und der Frau, die schrieb, dass es unfair den (Noch-) Nicht-Müttern gegenüber sei, schrieb ich: "Wäre es nicht schön zu wissen, dass du aus finanzieller Sicht keine Angst davor haben müsstest, Kinder zu bekommen? Weil du nicht in ein finanzielles Loch fallen würdest, dass du nur sehr schwierig wieder aufholen können wirst?"
Das nur als Ergänzung meiner Gedanken.
Ich habe zu dem Thema Vorsorge dieses Jahr auch ein sehr ausführliches Interview mit Finanzbestsellerautorin Natascha Wegelin geführt. Es beantwortet auch Fragen wie: wie fängt man an, wo findet man einen unabhängigen Honorarberater et cetera. Wenn ihr euch also weiter in dieses Thema einarbeiten möchtet, wozu ich sehr rate, lest das Interview. Und Nataschas Buch Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können (*Affiliate Link). Und alles, was ihr zu dem Thema finden könnt. Werdet selbst Expertinnen, versteht das Thema, so kann euch niemand Mist verkaufen und könnt ihr euch selbst richtig absichern. Das sorgt gleich für noch mehr Selbstbewußtsein!
Es gibt keine Ausreden, es nicht zu tun.
Ich bin gespannt auf eure Gedanken!
Herzlich,
Steffi
Fotos - Jule Zeller

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